„München muss herrlich gewesen sein. Die grünen Inseln überall. Man denkt an goldene Herbste darin, heiter und leicht… Sonderbar anzusehen: ein Eroberer zu Pferd, der immer noch in die Leere eines vergangenen Raumes reitet, stolz und aufrecht auf einem Sockel von Elend umgeben von Stätten des Brandes, Fassaden, deren Fenster leer sind und schwarz wie die Augen eines Totenkopfes: Auch er begreift noch nicht…“ Der Schweizer Max Frisch (1911-1991) arbeitet noch als Architekt, als er mit wachen Augen durch das zerbombte Nachkriegseuropa reist und seine Eindrücke im Tagebuch festhält. Dabei entstehen jene ersten Schreib-Etüden, ja sogar schon kleine literarische Prosastücke, die ihn später zum Schriftsteller machen werden. Michael von Burg hat Frischs Aufzeichnungen zu dessen 30. Todestag am 4. April 2021 für den SRF eingesprochen: konzentriert, prägnant, präzise, temperamentvoll mit akustischen Effekten. hilo