„Unfassbar!“

von Redaktion

Lockerungen für Kulturanbieter stoßen auch auf Skepsis

VON MARKUS THIEL

Auf sehr geteiltes Echo sind in der Kulturszene die neuen Lockerungen im Freistaat Bayern gestoßen. „Das ist, mal wieder, ein Schlag ins Gesicht für alle Kulturveranstalter“, twitterte zum Beispiel André Bücker, Intendant des Staatstheaters Augsburg. „Theater draußen mit 500 Zuschauern, Fußball mit 14 000! Unfassbar!“ Bücker spielt dabei vor allem an auf die geplante Freiluft-Produktion seines Hauses. Das Musical „Chicago“ soll am 19. Juni Premiere haben. Die Bühne am Roten Tor in Augsburg fasst eigentlich 2100 Besucherinnen und Besucher.

Heikel wird es auch für „Klassik am Odeonsplatz“. Am 9. Juli sollen dort die Münchner Philharmoniker mit Chefdirigent Valery Gergiev und Pianist Lang Lang spielen, für tags darauf ist eigentlich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Dirigent Daniel Harding und Solist Igor Levit engagiert. Wie aus beiden Ensembles zu hören ist, müssten schon mindestens 2000 Zuhörerinnen und Zuhörer für den Odeonsplatz zugelassen werden, um das Minus nicht zu groß ausfallen zu lassen. Eigentlich wird dort alljährlich für 6000 Menschen musiziert. Nun hofft man offenbar auf eine Ausnahmeregelung wie beim Fußball oder auf weitere Lockerungen. Kommende Woche soll eine Entscheidung fallen.

„Das ist ein guter Tag für die bayerische Musikszene“, teilt dagegen Marcel Huber, Präsident des Bayerischen Musikrates, mit. „Wir sind froh, dass das Kabinett vielen unserer Forderungen gefolgt ist. Dies bestätigt unsere konstruktive Zusammenarbeit mit dem Kunstministerium“, so der CSU-Politiker.

Für die bayerische Laienmusikszene wird das Proben nun etwas leichter. Ab kommenden Montag sind draußen Proben ohne eine Begrenzung der Teilnehmerzahl möglich, innen je nach Raumgröße. Bislang durften zum Beispiel drinnen Chöre nur bis zu zehn Mitgliedern proben – was viele als absurd betrachteten, kam dies doch einem verlängerten Aktionsverbot für Chöre gleich. „Für viele im Bereich der Laienmusik war der erste Lockerungsschritt zu wenig beziehungsweise nicht nachvollziehbar“, sagt Musikrats-Präsident Marcel Huber. „Aber er war nötig, um die heutigen Lockerungen vorzubereiten.“

Offen bleibt, welche Auswirkungen der aktuelle Schritt für die Bayreuther Festspiele hat. Diese starten traditionell am 25. Juli. „Konkret müssen wir die behördlichen Entscheidungen und deren Umsetzung noch abwarten, um Verbindliches zur Zuschauerkapazität sagen zu können“, teilte Sprecher Hubertus Herrmann mit. „Angedacht sind Kontingente zwischen 235 und 892 Plätzen. Sobald es verlässliche Aussagen gibt, werden wir diese kommunizieren.“

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