Mit der Berlinale musste im März eines der wichtigsten Filmfestivals der Welt vorerst ins Netz ausweichen. Dass ein Teil der Filmfestspiele in Berlin doch noch mit Publikum stattfindet, schien lange unwahrscheinlich. Aber nun eröffnet die Berlinale am heutigen Mittwoch ihre Sommerausgabe.
Erstmals seit Langem findet sie damit wieder im Sommer statt. Auch die erste Ausgabe 1951 wurde im Juni eröffnet, damals mit Alfred Hitchcocks „Rebecca“. Diesmal ist das Justizdrama „Der Mauretanier“ mit Jodie Foster der offizielle Eröffnungsfilm. Allerdings wird die Berlinale anders aussehen als üblich.
Als Kulisse dient nicht der Potsdamer Platz, sondern unter anderem die Museumsinsel. Ein Freiluftkino wird dort aufgebaut, dank LED-Leinwand können die Filme auch schon vor Einbruch der Dunkelheit gezeigt werden. Die Filmvorführungen finden alle draußen statt, an 16 verschiedenen Spielstätten.
Beim Großteil der gezeigten neuen Filme werden auch die Teams erwartet. Schauspieler Daniel Brühl stellt sein Regiedebüt vor, den Psychothriller „Nebenan“. Filmemacher Dominik Graf zeigt seine Verfilmung von Erich Kästners Roman „Fabian“ mit den Schauspielern Tom Schilling und Albrecht Schuch.
Rund 60 000 Kinotickets wird es diesmal geben. Das ist zwar deutlich weniger als sonst, aber nach monatelangem Daheimsitzen ein Anfang. Darauf hofft auch die Kinobranche, die bundesweit am 1. Juli ihre Säle öffnen will. Die Berlinale zeigt nun Filme, die in nächster Zeit ins Kino kommen sollen.
Dazu gehört die experimentelle Satire „Bad Luck Banging or Loony Porn“. Der Film des rumänischen Regisseurs Radu Jude hat im März den Goldenen Bären gewonnen. Ihre Auszeichnungen erhalten die Preisträger aber erst jetzt. Zudem soll auch das Publikum seinen Favoriten wählen dürfen. Es habe natürlich auch eine euphorisierende Wirkung, draußen zu sitzen und endlich wieder Filme auf einer Leinwand sehen zu können, sagte Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek.
Eine Absage, das wollten die Organisatoren vermeiden. Rissenbeek betont, sie fühlten sich sowohl dem Publikum als auch den Filmemachern sehr verpflichtet. Gerade jetzt, kurz vor den Kinoöffnungen, ist die Aufmerksamkeitsmaschinerie wichtig. Filmfestivals bringen nicht nur schöne Bilder vom roten Teppich, sondern eben Werbung für Filme. Und noch scheint keiner sagen zu können, wie die Pandemie die Branche verändern wird. Die Kinobetreiber jedenfalls hoffen auf einen Neustart – auch mit Filmen von der Berlinale.