Die „Black Lives matter“-Bewegung zeigt, wie konfliktbeladen die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Gruppen der US-Bevölkerung bis heute sind. Fast wirkt es, als hätte die Bürgerrechtsbewegung in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts keinen anhaltenden Erfolg gebracht. Das zeigt sich auch daran, dass die Bücher von James Baldwin (1924-1987) rund 60 Jahre nach ihrer Veröffentlichung immer noch höchst aktuell sind. Baldwins Roman „Ein anderes Land“ aus dem Jahr 1962, der jetzt in neuer deutscher Übersetzung veröffentlicht wurde, hätte auch 2021 entstanden sein können. Baldwin zeigt in seiner komplexen Erzählung die vielfältige Zersplitterung der US-Gesellschaft am Beispiel der persönlichen Dramen
einer Gruppe junger Leute in New York. Sie alle verzweifeln nach und nach daran, dass Vorurteile unverrückbar verankert scheinen. Diesen Pessimismus hat Baldwin künstlerisch überzeugend gestaltet. akn