„Wir haben uns über die Arbeit gefunden“

von Redaktion

Nikolaus Bachler und Christian Thielemann stellen ihre Pläne für die Osterfestspiele vor

VON MARKUS THIEL

Die heiße Liebe ist es noch nicht, wird es auch nie sein. Doch sie haben sich auf dem Feld der Salzburger Osterfestspiele immerhin zu einer geschäftsmäßigen Beziehung durchgerungen. Die Rede ist vom Dirigenten Christian Thielemann und von Nikolaus Bachler, Noch-Intendant der Bayerischen Staatsoper und mittlerweile in gleicher Position beim Osterfestival. Nicht lange ist es her, dass beide im Krieg um denselben Spielplatz wahrgenommen wurden, nun klingt es anders. „Wunderbar professionell“, nennt Thielemann die Koexistenz, „menschlich äußerst zufriedenstellend“. Und Bachler: „Wir haben uns über die Arbeit gefunden.“

Zweimal müssen sie ja nur noch zusammenwirken bei einem der exklusivsten Festivals weltweit. Zum einen im kommenden Herbst, wenn es am Allerheiligen-Wochenende eine Art konzertanten Ersatz für den ausgefallenen Oster-Durchgang in diesem Jahr gibt – unter anderem mit Mozarts Requiem und einem Abend mit Ausschnitten aus Wagners „Walküre“ und dessen „Götterdämmerung“. Und ein letztes Mal 2022, wenn alles wieder in geordneten Bahnen stattfinden soll.

Dass Thielemann unbedingt Wagners „Lohengrin“ nach Salzburg holen will, war schon bekannt. Jetzt ist auch klar, wer ihn inszeniert: Jossi Wieler zusammen mit seinem Dauer-Opernpartner Sergio Morabito. Die Bühne stammt – wie fast immer in diesem Fall – von Anna Viebrock. Thielemann hätte sich erneut, wie schon bei seinen Dirigaten in Dresden und Bayreuth, Piotr Beczala in der Titelrolle vorstellen können. Nun ist es Eric Cutler geworden, einer der aufstrebenden Tenöre im Heldenfach. Jaqueline Wagner wird als Elsa auf der Bühne stehen.

In einer Online-Pressekonferenz bezeichnete Wieler den „Lohengrin“ als Kammerspiel, „das viele Strindberg’sche und Bergman’sche Assoziationen birgt“. Das Stück sei auch ein verwunschenes, symbolistisches Märchenspiel, dennoch wolle man „ein Verbrechen aufklären“: nämlich warum Gottfried, Elsas Bruder, plötzlich verschwunden ist. Dieser „Lohengrin“ ist eine Koproduktion mit der Wiener Staatsoper, wo die Inszenierung ab 2024 laufen soll, ebenfalls unter Thielemann.

Wie es 2023 weitergeht, wenn Thielemann und die Staatskapelle Dresden die Osterfestspiele verlassen haben, darüber mochten sich die Beteiligten nicht äußern. Der Dirigent, der nicht nur seine Chefposition in Salzburg, sondern bald auch bei der Staatskapelle Dresden gegen seinen Wunsch verliert (wir berichteten), wolle sich im kommenden Sommer über alles Gedanken machen. „Ich bin noch nicht so weit“, formulierte es Thielemann. Zugleich war eine gewisse Wehmut bei ihm zu spüren, als er von den jüngsten Auftritten mit der Staatskapelle erzählte: „Ich werde diesem Orchester ein Leben lang verbunden bleiben.“

Bachlers Konzept für die Osterfestspiele sieht vor, jährlich ein anderes Ensemble mit seinem Chefdirigenten einzuladen. Im Gespräch sind hier unter anderem die Accademia di Santa Cecilia mit Antonio Pappano. Gleichzeitig mochte er Thielemann – zumindest nach außen hin – die Tür nicht vor der Nase zuknallen: „Unter fundierten Leuten, die etwas zu sagen haben, ist alles möglich.“ Kunst basiere immer auf Tradition und Verände- rung. Auch wenn die Osterfestspiele durch den Ausfall dieses Jahr finanziell gebeutelt wurden, beschrieb Nikolaus Bachler die Situation als „ausgeglichen“. Von einer „Minus-Situation“ könne man nicht sprechen.

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