14 000 Fußballfans beim Spiel der Europameisterschaft in der Allianz Arena – und bei sonstigen Freiluft-Veranstaltungen nur ein versprengtes Häufchen von 500? Dass es in der Kulturszene wegen dieses Missverhältnisses gärt, lässt sich nicht mehr behaupten: Das ist schon Unverständnis bis Wut, was dort festzustellen ist. Wohl auch aus diesem Grund waren die politischen Entscheidungsträger offenbar gnädig. Sie erlauben, wie am Freitagabend zu erfahren war, eines der größten Konzertereignisse im Freistaat. Eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus.
Wie zu hören ist, darf „Klassik am Odeonsplatz“ am 9. und 10. Juli stattfinden, allerdings auf sehr ungewöhnliche Weise: An beiden Tagen kommt es nach diesen Berichten nun zu je zwei Konzerten. Für jedes einzelne würden nach Stand vom Freitagabend 2000 Besucherinnen und Besucher zugelassen. Das ist noch immer nicht die Menge, die normalerweise dort anzutreffen ist: Auf dem Odeonsplatz sitzen pro Veranstaltung rund 8000 Klassikfreunde und -freundinnen.
Immerhin wird mit diesem Kompromiss ein großes Minusgeschäft verhindert. Mit 500 Tickets pro Tag wäre die Sache abgesagt worden. Und auch 2000 pro Tag sind noch längst nicht kostendeckend – man bedenke nicht nur den finanziellen Aufwand für die beteiligten Orchester, Solisten und Dirigenten, sondern auch den aufwendigen Umbau des gesamten Areals. Zweimal 4000, damit lässt es sich nun offenbar leben. Was noch hinzukommt: Nach der Corona-Absage im vergangenen Jahr haben viele ihre Karten für 2021 einfach umgebucht. Das bedeutet, dass ein Großteil der Plätze schon verkauft ist.
Für den diesjährigen Durchgang wurde wieder ein attraktives Programm zusammengestellt. So spielen am Freitag, 9. Juli, die Münchner Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Valery Gergiev. Solist ist Piano-Star Lang Lang. Tags darauf musiziert das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in der Feldherrnhalle, hier dirigiert als Gast Daniel Harding. Am Klavier sitzt Igor Levit.
Bayern liegt mit seinen Regelungen, ob man sie als Pilotversuch, Ausnahmegenehmigung oder Corona-„Normalfall“ deklariert, immer noch weit hinter dem Nachbarn Österreich. Dort dürfen zum Beispiel auf der Zuschauertribüne der Bregenzer Festspiele ab 22. Juli rund 7000 Opernfans für Verdis „Rigoletto“ Platz nehmen. Die Voraussetzung nicht nur am Bodensee, sondern für alle österreichischen Kulturveranstaltungen ist ein negativer Corona-Text, ein ausreichender Impfnachweis oder eine überstandene Covid-Erkrankung.