Eine Theaterfamilie

von Redaktion

Verknöchert in Körper und Geist war dieser Großinquisitor nicht. Dafür hatte er Locken und Dialektfärbung. „Mia hamma doch an boarischen Papst“, entschuldigte sich Christian Stückl. Der Prinzipal sprang im Dezember 2007 als Kirchenfürst in seiner eigenen Produktion von „Don Karlos“ ein. Mit Reclamheft und Stimmzittern. Nicht als Schiller-Großtat bleibt das in Erinnerung, darum ging’s gar nicht. Der Abend stand für vieles. Für eine in engster Verbundenheit lebende Theaterfamilie, bei der Papa sich notfalls selbst ins Geschehen wirft. Für einen Mann (man spürte es im Tonfall), dessen kritisch-lodernde Religiosität sich nicht mit den Orthodoxen deckt. Und für einen Intendanten, der – man kennt das von den Proben – so spielwütig ist, dass er am liebsten noch die Requisiten selbst darstellen würde. Selten hat die Zigarette danach wohl so gut geschmeckt. MARKUS THIEL

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