Zum 20-jährigen Bestehen des Friedenspreises des Deutschen Films „Die Brücke“ überlegte sich der Bernhard-Wicki-Gedächtnis-Fonds etwas Besonderes, wenn auch ein bisschen unfreiwillig: Eine Doppelgala, in der sowohl die diesjährigen Preisträger geehrt wurden als auch die aus dem vergangenen Jahr. Die Verleihung des 19. Friedenspreises konnte Coronabedingt nämlich nicht stattfinden. Zwar war das Cuvilliéstheater Dienstagabend sehr spärlich gefüllt, doch immerhin musste die Gala heuer nicht ausfallen und die Interessierten konnten die Preisverleihung via Stream mitverfolgen.
Höhepunkt des Abends war der Ehrenpreis, den Schauspielerin Senta Berger für ihr Lebenswerk erhielt – eine widerständige Demokratin, wie Susanne Breit-Keßler, Vorsitzende des Bayerischen Ethikrates und ehemalige Regionalbischöfin München-Oberbayern, anmerkte. Es ist bereits der dritte Friedenspreis in der Familie: Ihr Ehemann Michael Verhoeven ist ebenfalls Ehrenpreisträger, ihr Sohn Simon Verhoeven erhielt den Preis 2017 für „Willkommen bei den Hartmanns“. Fehlt also nur noch einer für Sohn Luca Verhoeven, der ebenfalls Schauspieler ist.
Mit ihrem Preis in der Hand blickte Berger auf der Bühne auf ihre gemeinsame Zeit mit Bernhard Wicki (1919-2000) zurück, der mit „Die Brücke“ den wichtigsten Antikriegsfilm der deutschen Nachkriegsgeschichte drehte und auch Bergers Auffassung von Kriegsfilm stark geprägt habe. „Ich will streiten“, habe Wicki während eines gemeinsamen Drehs in Berlin zu ihr gesagt. „Ein sehr schöner Satz“, fand sie. Wicki habe eine Brücke schlagen wollen und auch können über den Graben zwischen den Generationen. „Meine Generation hat sehr wenige künstlerische Väter, sehr wenige, denen man vertrauen konnte. Aber Bernhard Wicki, der war einer von ihnen.“ Sätze, für die die 80-Jährige Standing Ovations erntete.
Die hätte vielleicht auch der jüngste Preisträger des Abends verdient für seine emotionale Rede. Jan Philipp Weyl erhielt den Debütpreis für „Running against the Wind“ – sein erster Preis überhaupt. Er habe einen Film machen wollen, „der Ja sagt zum Leben.“ Der 34-Jährige sei groß geworden mit der Vorstellung, dass Äthiopien eines der ärmsten Länder der Welt ist. Dabei sei es unglaublich „reich, schön, lebensbejahend“. Das reichste Land der Welt sei Deutschland, doch „überall ist Faschismus und Rechtsextremismus“. Warum es 2021 immer noch so ein Gedankengut geben muss, verstehe er nicht. „Ich fordere alle Filmemacher auf, die Welt zu einem besseren Ort zu machen“, sagte er abschließend und ließ den anderen Preisträgern nicht mehr viel zu sagen übrig, wie Philipp Stölzl bemerkte.
Der Münchner erhielt den nationalen Friedenspreis für seine „Schachnovelle“, eine Stefan-Zweig-Adaptation. Die internationale Auszeichnung ging an die tunesisch-französische Filmemacherin Kaouther Ben Hania. Zudem wurden die Auszeichnungen aus dem vorherigen Jahr nachgeholt. Jonathan Jakubowicz („Résistance“) schaltete sich aus Los Angeles zu, seine „Brücke“ hielt er da schon in der Hand und wurde zudem mit einem Video von seinem Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer überrascht. Den anderen Preis 2020 hat sich der Franzose Ladj Ly mit „Les Misérables“ verdient.
Aufzeichnung
Einen Mitschnitt der Preisverleihung zeigt der BR am Sonntag ab 10.30 Uhr.