Wie es sich für ein Popkultur-Phänomen von der Größe Bob Dylans gehört, umgibt die seit Jahrzehnten Literaturnobelpreis-würdige Poeme in Gesangsmikros nuschelnde Legende ein Netz aus Mythen, Spekulationen und Anekdoten. Über eine Affinität Dylans zum Jazz ist indes nichts bekannt. Wohl aber gibt es unter Jazzmusikern bekennende Dylan-Fans wie Tenorsaxofonist Alexander Beierbach, der seit Jahren dessen ikonische Songs für drei Bläser plus Schlagzeug arrangiert.
In der Münchner Unterfahrt brachte das nach einem Dylan-Titel Absolutely Sweet Marie benannte Quartett nun rund ein Dutzend Stücke, vorwiegend aus dem Frühwerk, als polyfones Jazz-Gebläse mit Trompete, Sax und Posaune zu Gehör, „Blowin‘ in the Winds“ sozusagen. Jazztypische Soli werden auf ein Minimum reduziert, der Star ist die Mannschaft, genauer: das Arrangement. „The lonesome Death of Hattie Carroll“ kommt als kunstvoll verstolperter Trauermarsch daher, „Cold Irons Bound“ klingt nach einer entfesselten und leicht angeschickerten New Orleans Brass Band.
Ob „His Bobness“ seine Werke in den bunten Jazzkostümen auf Anhieb wiedererkannt hätte, sei dahingestellt. Doch die gelungensten Hommagen waren noch nie jene, bei denen Ehrfurcht der eigenen Inspiration im Weg steht. Insofern muss man sich keinen Kopf machen: Dylan und Jazz, das passt schon. Oder, in des Meisters Worten: „Don’t think twice, it’s all right“ (das an diesem Abend sehr elegisch klingt). Dafür ist die Zugabe „The Mighty Quinn“ ein umso aufgekratzterer Schlusspunkt dieses zwischen origineller Klangfarbigkeit, lustvoller Kollektivimprovisation und aufmüpfigen Grooves pendelnden Konzerts.