Mit dem Humor von Mel Brooks ist das wie mit Kapern. Man kann nicht lernen, sie gut zu finden. Man mag sie oder nicht, und so ist das auch bei den Filmen von Brooks. Manche, Brooks mit eingeschlossen, halten ihn für einen der größten Komiker der Kinogeschichte; für andere – unter anderem so ziemlich alle Filmkritiker – ist er bestenfalls ein Großmeister der Geschmacklosigkeit.
Wahr ist: Man muss schon bereit sein, bei Brooks Filmparodien wie „Space Balls“ (1987) oder „Der wilde, wilde Westen“ (1974) Spaß zu haben. Aber wenn man bereit ist, hat man sehr viel Spaß, gerade weil Brooks dieses Talent zu grobem Unfug hat, auf den man selber beim besten Willen nicht kommt. Beispielsweise wenn in „Spaceballs“ die Anweisung „Durchkämmt die Wüste“ umgesetzt wird und Stormtrooper mit einem gigantischen Kamm durch den Sand harken. Ziemlich doof, schon klar, aber man erinnert sich noch Jahrzehnte später daran. Genau wie an den afroamerikanischen Sheriff in der Westernsatire „Der wilde, wilde Westen“, der einem (weißen) Trinker, der in der Ausnüchterungszelle aufwacht, auf die Frage, „Sind wir schwarz“, trocken mit „Ja“ antwortet“. Albern, natürlich, aber man lacht. So wie beim legendären Satz des buckligen Igor in „Frankenstein Junior“, der beim Ausgraben von Leichen feststellt: „Es könnte schlimmer sein. Es könnte regnen.“
Brooks, in Brooklyn geboren als Melvin Kaminsky, hat ein paar unsterbliche Momente des Kinos geschaffen. Dabei ist er schon über 40, als er über Nacht zum Weltstar und Oscar-Preisträger wird. 1967 wagt er es, in „The Producers“ Witze über Hitler und Nazis zu machen, was für einiges Aufsehen sorgt. In Deutschland darf der Film groteskerweise ein Jahrzehnt nicht gezeigt werden. „Ich bin der einzige Jude, der an Hitler verdient hat“, sagt Brooks später und verschweigt dabei, dass er sich nicht nur über Alt- und NeuNazis lustig macht, sondern vor allem die Showbranche durch den Kakao zieht. Die Geschichte eines Broadway-Produzenten, der um jeden Preis einen Flop produzieren will und unfreiwillig einen Hit landet, ist ein ätzender Blick auf den Irrsinn der Entertainmentindustrie.
Brooks kennt sich damit aus. Bevor er ins Filmgeschäft einsteigt, hat er am Theater und beim Fernsehen Erfolg, er ist einer der ersten Stand-up-Comedians. Erste Sporen verdient er sich zuvor als Gagschreiber, ein Karriereweg der Generationen von Komikern inspiriert. In den 70ern liefert er mit „Der wilde, wilde Westen“, Frankenstein Junior“, „Silent Movie“, einer Hommage an den Stummfilm und der Hitchcock-Verbeugung „Höhenkoller“ vier Klassiker ab, sogar Edelkritiker räumen in ihren Verrissen ein, dass der Wahnsinn, den Brooks entfesselt, beachtlich ist.
Brooks hat bis in die 90er großen Erfolg mit seinen Parodien; aber man merkt den späteren Filmen an, dass es sich im Grunde um Auftragsarbeiten handelt, da fließt kein Herzblut mehr. Brooks liebt das alte schwarz-weiß schimmernde Hollywood. Mit dem modernen Kino kann er nicht viel anfangen. Später macht er – auf die Idee muss man erst kommen – aus „The Producers“, einer Film-Persiflage über eine Musicalproduktion, ein Musical am Broadway, das immensen Erfolg hat. Die Musik stammt übrigens von Brooks, der gerne von sich sagt, er wäre lieber ein normaler Hüne als ein 1,65-Meter-Genie. Er ist einer wenigen, die die wichtigsten Preise sowohl für Theater als auch Fernsehen und Kino gewonnen haben. Und es ist ihm gelungen, mit Anne Bancroft eine der begehrtesten Filmgöttinnen Hollywoods zu erobern und zu heiraten.
Nun feiert Brooks seinen 95. Geburtstag und verfolgt noch immer interessiert das Geschehen. „Die Welt ist eine Bühne, und wir haben alle die Generalprobe verpasst“, meinte er einmal. Womöglich ist diese Erkenntnis das Geheimnis seines Humors, über den man fast gegen den eigenen Willen lacht.