Beinahe wäre im April pandemiebedingt noch einmal alles abgesagt worden, doch zum Glück findet es statt, das White Ravens Festival für internationale Kinder- und Jugendliteratur. „Wir wollen die Literatur feiern!“, verkündet die Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek Christiane Raabe trotzig-optimistisch: „Dafür muss man halt auch mal ein Risiko eingehen.“
Das größte Risiko ist – neben Corona – heuer das Wetter: Da fast alle der knapp 50 Veranstaltungen draußen stattfinden werden, hofft Raabe inständig auf viel Sonne in der Zeit zwischen dem 11. und dem 15. Juli. Vor allem im idyllischen Innenhof von Schloss Blutenburg, aber auch an mehreren anderen Orten in München und ganz Bayern finden Lesungen, Musikveranstaltungen und Unterhaltungskunst statt. Kinderbuchautorinnen und -autoren wie Margit Auer („Die Schule der magischen Tiere“), Benjamin Tienti („Salon Salami“) und Tuutikki Tolonen („Monsternanny“) oder Illustratorinnen wie Anete Melece („Der Kiosk“) können endlich wieder live auf ihre Leser treffen. Außerdem werden Stücke in Form des japanischen Erzähltheaters Kamishibai aufgeführt und eine musikalisch untermalte Reise durch die arabische Kinderliteratur erlebbar gemacht.
Obwohl die Zahlen der Veranstaltungen und der zugelassenen Zuschauer kleiner als in den Jahren zuvor sein werden und die eingeladenen Gäste fast ausschließlich aus dem europäischen Kulturraum stammen, ist Christiane Raabe zu Recht stolz auf das, was sie und ihr Team da in kürzester Zeit doch noch auf die Beine gestellt haben. „Das war wichtig – nicht nur die Schulen, wir alle dürsten doch nach kulturellen Veranstaltungen!“
Die finden natürlich auch nach dem White Ravens Festival in der Blutenburg statt: Nachdem im August neben einer Schreibwerkstatt für 14- bis 17-Jährige zum Thema „3 Tage BLAU machen“ (4. bis 6. August) auch noch eine Erzähl-, Kunst- und Theatersommerschule mit dem Titel „Pumuckls Weltreise“ zu Ehren des 101. Geburtstag von Ellis Kaut geplant ist (23. bis 27. August, 8 bis 11 Jahre), bekommt die fantasievolle Sprachkünstlerin Tamara Bach am 2. September den James-Krüss-Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur verliehen. Kurz vor dem Ende der Sommerferien wird nachgeholt, was Raabe im Mai mit blutendem Herzen hat absagen müssen: „Das große Schurkenfest“ feiert mit einem bunten Bühnenprogramm die derzeit laufende interaktive Jahresausstellung zum Thema der Bösewichte in der Kinder- und Jugendliteratur.
Eine weitere Schau, die sich ab dem 6. Oktober dem russischen Hans-Christian-Andersen Preisträger Igor Oleynikov widmet, und ein Abend mit der Illustratorin Binette Schroeder runden dieses vielfältige Herbstprogramm ab, bevor schon der nächste Höhepunkt wartet: In Kooperation mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks sollen Musik und Literatur miteinander ins Gespräch kommen: In „Beethoven lacht – Münchhausen fliegt“ (31. Oktober) wird das Bild des angeblich ernsten Beethoven ordentlich auf den Kopf gestellt, bevor im Februar 2022 dann die „Odyssee“ musikalisch ganz neu erlebt werden darf.
Während sich Raabe unter der Linde im Innenhof der Blutenburg auf die bevorstehenden Monate freut und sämtliche ihr lauschenden Journalisten in ihrer Begeisterung mit sich reißt, registriert sie im Augenwinkel jeden kleinen Besucher der IJB. „Jetzt sind sie wieder da“, strahlt sie, „es war so furchtbar still hier in den letzten Monaten…“ Denn digitale Kommunikation, Streamings oder gar Online-Lesungen können Literatur live nicht ansatzweise ersetzen, davon ist sie überzeugt. Deshalb könne es auch sein, dass noch der ein oder andere kleinere Programmpunkt im Herbst dazukomme, verrät sie augenzwinkernd. „Bisher haben wir nur sehr gebremst geplant.“ Sie lacht noch einmal ganz optimistisch auf. „Aber jetzt wird die Handbremse endlich gelöst!“
Weitere Informationen
und Karten: www.ijb.de oder 089/89 12 11-0.