Sommerreise am Fluss

von Redaktion

Die Isartaler huldigen ihrer Namenspatronin mit einer Konzert-Reihe

VON KATRIN BASARAN

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“, dichtete Matthias Claudius (1740-1815, „Der Mond ist aufgegangen“). Ob er auf seinen Touren einst auch zünftigen Blasmusikern begegnete, ist nicht überliefert. Möglich wäre es immerhin, kleinere Blechbläserformationen bildeten sich mit Beginn des 19. Jahrhunderts heraus. Eines der heute bekanntesten bayerischen Orchester dieser Art sind jedenfalls die Isartaler Blasmusiker. Die 15 Künstler unter Leitung von Adi Stahuber hat nun selbst die Reiselust gepackt. Sie brechen heute zur großen Isartaler Sommerreise auf – und dürften danach auch einiges zu erzählen haben.

„Die Idee ist, entlang des Laufs der Isar – von der Quelle bis zur Mündung in die Donau – Open-Air-Konzerte zu geben und mit unserer Musik neue Lebensenergie zu verbreiten“, erzählt Adi Stahuber im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir freuen uns riesig.“ Ganze 292 Kilometer am Fluss entlang werden nun mit dem Tourbus abgefahren. Unterwegs machen die Blasmusiker in elf Städten und Gemeinden Station. Darüber hinaus dient die Reise dem guten Zweck: Sämtliche Reinerlöse kommen den BR-„Sternstunden“ zugute.

Los geht’s schon heute: Im Quellort Scharnitz in Tirol eröffnen die dortige Bürgermeisterin Isabella Blaha und der Bürgermeister Hans Schmalhofer vom Mündungsort Plattling die Tour, während die Isartaler einige Weisen als Einstimmung zum Besten geben. Richtig zünftig wird es dann ab dem 9. Juli, wenn die Musiker in Lenggries zu ihrem ersten großen Konzert nach dem Lockdown einladen.

Das Repertoire? Reichhaltig! Natürlich kommen Liebhaber traditioneller bayerischer Blasmusik auf ihre Kosten. Leichter Swing, coole Big-Band-Nummern, Lieblinge des Publikums von „Il Silenzio“ bis „Ein schöner Tag“ ergänzen jedoch schmissige Landler und kräftige Märsche zu einem kurzweiligen Programm. „Es heißt ja ,Sommerreise‘, weshalb wir unsere Lieder auch an Sommerländer wie Italien adressieren“, erklärt Stahuber und verspricht: „Wir spielen Melodien, die nicht erst durchs Hirn müssen, sondern sofort ins Herz gehen.“

Bei einigen Konzerten werden die Isartaler von drei musikalischen Schwergewichten unterstützt: Mulo Francel von Quadro Nuevo, dem Kritiker den „derzeit sinnlichsten Saxofonsound Europas“ bescheinigen, ist dabei. Bernhard Ullrich, Soloklarinettist und musikalischer Leiter des Orchesters Hugo Strasser, tritt auf. Ebenso Klaus Doldinger, einer der bekanntesten Saxofonisten überhaupt, der unter anderem die Musik für „Das Boot“ komponierte.

„Das wird ein Fest“, freut sich Stahuber, der neben Blasmusik privat gern Weltmusik, Jazz und am „Sonntagvormittag auch mal Klassik“ hört. 2010 hat der Baierbrunner die Leitung der Isartaler von seinem Vater Adi Stahuber sen. (1928-2019) übernommen. Dieser hatte die Formation 1955 mit Laienmusikern aus Baierbrunn gegründet, groß und sogar weltberühmt gemacht. „Es ist nahezu unmöglich, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten“, bekennt Stahuber. Allerdings sind die Herausforderungen, die der 64-Jährige heute zu meistern hat, ganz andere. Da geht es um die Schärfung des Profils der Isartaler, die Suche nach dem Alleinstellungsmerkmal, in einer Zeit, in der es viele gute, auch junge Blasmusik-Gruppen gibt und der Druck und Wettbewerb um Auftritte steigen. Eine Entwicklung, der Stahuber aber auch viel Positives abgewinnen kann: „Es gab etliche Jahrzehnte, in denen die Blasmusik bei jungen Leuten nicht en vogue war. In den vergangenen zehn Jahren haben Traditionen aber wieder an Bedeutung gewonnen. Und gerade in der jungen Musikerszene hat sich eine unglaubliche Qualität entwickelt. Das sind hochwertige kleine Formationen, die Tradition und Moderne miteinander verbinden.“

Nachwuchssorgen muss sich Stahuber also nicht machen. So hofft er auch auf viel junges Publikum während der Isartaler Sommerreise. Wird es eine Fortsetzung geben? „Möglich. Nächstes Jahr ist vielleicht die Donau dran und dann die Wolga“, sagt der Isartaler und lacht.

Die Tourdaten

9. Juli: Lenggries, Kurgarten, 17.30 Uhr; 10. Juli: Bad Tölz, Jail House, 11 Uhr; 10. Juli: Geretsried, Karl-Lederer-Platz, 17 Uhr; 16. Juli: Grünwald, Alter Wirt, 19 Uhr; 17. Juli: Irschenhausen, Hollerhaus, 19 Uhr; 18. Juli: Buchenhain, Waldgasthof, 15 Uhr; 24. Juli: München, Flughafen Airbräu, 10.30 Uhr; 24. Juli: Landshut, Bürger-Biergarten, 14.00 Uhr; 24. Juli: Landau, Stadthalle, 20 Uhr; 25. Juli: Plattling, Magdalenenplatz, 11.30 Uhr; weitere Infos: www.isartaler-blasmusik.de.

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