In der Tat war es ein Familientreffen, das Staatsopernintendant Nikolaus Bachler am Freitagabend im Nationaltheater ankündigte. Elf junge Sängerinnen und Sänger, für die das Opernstudio Startrampe auf internationale Bühnen war, kehrten zurück zu einem Abschiedsreigen für den scheidenden Chef.
Für Milan Siljanov waren die Sessel reserviert, trat er doch wegen eines verletzten Fußes mit zwei Krücken an, die er geschickt in sein komödiantisches Spiel integrierte. Ob als Leporello mit einer vortrefflichen Register-Arie („Don Giovanni“), als Schaunard in der „Bohème“-WG oder als profunder Doktor Miracle in „Hoffmanns Erzählungen“: Siljanov imponierte. Vielseitig präsentierte sich auch Tara Erraught, die Furor und Schmerz der Donna Elvira aufflackern ließ oder als tote Mutter die schwindsüchtige Hoffmann’sche Antonia in den Tod lockte.
Elsa Benoit gefiel als zart flirtende „Bohème“-Musetta, beschwor schwelgend die venezianische Liebesnacht und ließ sich als kecke Zerlina verführen vom schmeichelnden Don Giovanni Boris Pr´ygls, der sich als aufbrausender Marcello hörbar am wohlsten fühlte.
Ob Golda Schultz der Mimi oder der todgeweihten Antonia ihre Engels-Stimme lieh, sie rührte ans Herz ihrer Zuhörer. Mit raumgreifendem, in der Höhe schwebendem Sopran stattete Selene Zanetti die Donna Anna im „Giovanni“-Finale ebenso aus wie die innige Amelia aus Verdis „Simon Boccanegra“. Ihr zur Seite verströmte Freddie De Tommaso (Gabriele) prickelnde Italianità, während Tareq Nazmi, der im Männerquartett als Colline punktete, hier mit seinem dunklen, eleganten Bass Fiescos Gebet veredelte.
Als Rodolfo wie als Hoffmann genoss es Long Long, die Zuschauer mit tenoralen Spitzentönen und charmantem Spiel zu begeistern. Als Hoffmanns Kumpan Nicklausse glänzte Angela Brower bis in wohlgerundete Höhen. Caspar Singh warf als stimmlich etwas enger Don Ottavio kühn ein Auge auf Donna Elvira …
… nicht der einzige Einfall in Catharina von Bülows gelungenem, szenischem Arrangement. Das klangschöne Staatsorchester unter Jordan de Souza war den Jung-Stars ein wendiger Begleiter.