Die Rätsel-Gemeinschaft

von Redaktion

Das Tegernseer Volkstheater lädt in München zum Krimi-Dinner

VON ULRIKE FRICK

Die Voraussetzungen scheinen mehr als ungünstig: Landauf, landab ist die Kultur nach wie vor von Corona-Maßnahmen beeinträchtigt. Die treffen auch das vom Tegernseer Volkstheater in der Münchner Diaspora ausgerichtete „Bayern-Krimi-Dinner“ hart. Nur gut ein Drittel der möglichen Zuschauer darf sich zu „Bayerische News – Mörderische Nachrichten“ im Zunfthaus an der Thalkirchner Straße einfinden. Ein schwerer Schlag für alle Volkstheater-Bühnen, die stärker als Häuser wie Residenztheater oder Kammerspiele von der Stimmung im Saal, vom Interagieren mit dem Publikum leben.

Umso beachtlicher ist, was Peter Fischer, der auch für Moderation, Technik und Theaterleitung verantwortlich ist, und Mane Abholzer mit äußerst sparsamen Mitteln auf die Bühne zaubern. Blitzschnell wechseln sie Kostüme und Dialekte, bringen schließlich ein knappes Dutzend Figuren in den Saal. Der Mord am Journalisten Chester Lester bietet nämlich eine Fülle an Verdächtigen, vom Postboten aus Hamburg bis zum Schönheitschirurgen mit hörbarer DDR-Vergangenheit. Besonders Abholzer erweist sich als Chamäleon deutschsprachiger Idiome, der in einem Dialekte-Glissando binnen eines Wimpernschlags vom derben Fränkisch übers gepflegte Stoiberisch bis zum Italo-Mafioso-Slang wechselt.

Das Publikum, von Anfang an zum Mitraten aufgefordert, wird zwischen den Akten nicht nur mit bayerischen Schmankerln gefüttert, sondern auch mit ermittlungsrelevanten Informationen. Im Nu wird aus den Gästen eine verschworene Rätsel-Gemeinschaft, die zwischen Zucchinicremesüppchen und Huhn energisch über die meist wenig plausiblen Alibis diskutiert. Wer tatsächlich der Mörder ist, spielt bei so viel Spaß am Ende kaum noch eine Rolle.

Weitere Vorstellungen

jeweils samstags, 19 Uhr; Informationen online unter bayernkrimidinner.de.

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