Beifall für das deutsche Kino beim 74. Internationalen Filmfestival in Locarno: Im Nachwuchs-Wettbewerb begeistert „Niemand ist bei den Kälbern“ der deutsch-iranischen Autorin und Regisseurin Sabrina Sarabi. Der Film nach dem gleichnamigen Buch von Alina Herbing beleuchtet den Alltag der 24-jährigen Christin (Saskia Rosendahl) auf einem Bauernhof in Mecklenburg. Christin möchte nur eins: weg. Doch wie? Das Drama fesselt insbesondere durch das sensible Spiel von Saskia Rosendahl, die aktuell in Dominik Grafs Kästner-Adaption „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ in den Kinos zu sehen ist.
Im Wettbewerb um den Hauptpreis, den Goldenen Leoparden, hat die auch von deutschen Geldgebern mitrealisierte Satire „Nebesa“ (dt.: Himmel) des serbischen Autors und Regisseurs Srdan Dragojevic den bisher nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Schwarzhumorig geht der Film anhand der Geschichte einer Flüchtlingsfamilie aus Serbien der Frage nach, ob traditionelle christliche Werte heutzutage noch Bestand haben. Der die Zeit von den Neunzigerjahren bis in eine nahe Zukunft umspannende Film kommt am 21. Oktober unter dem Titel „Der Schein trügt“ in die deutschen Kinos. Zu den bisherigen Favoriten des Publikums im Wettbewerb zählt zudem „Vengeance is mine, all others pay Cash“ (Die Rache ist mein, alle anderen zahlen bar). In der Ballade vom Leben sogenannter kleiner Leute, in der auch deutsche Gelder stecken, reflektiert der indonesische Regisseur Edwin höchst originell die von Gewalt geprägte jüngere Geschichte seiner Heimat. Viel Zustimmung bekam auch die deutsche Koproduktion „Soul of a Beast“. Der Schweizer Autor und Regisseur Lorenz Merz erzählt in energiegeladenen Bildern eindrucksvoll von der verzweifelten Suche einiger Teenager nach dem Sinn des Lebens. In einer der Hauptrollen brilliert die Schweizerin Luna Wedler, die derzeit auch mit dem BR-Instagram-Projekt #IchbinSophieScholl von sich reden macht.
Somit fällt die Halbzeitbilanz in Locarno auch für das deutschsprachige Kino positiv aus – die Preise werden am 14. August vergeben.