Ein schöneres Geschenk zum fünften Geburtstag hätte sich das Münchner Theater HochX nicht wünschen können: Pünktlich zum Jubiläum ist es – wohlverdient – als eines von elf Theatern in Deutschland mit dem mit 75 000 Euro dotierten „Theaterpreis des Bundes“ ausgezeichnet worden. Dabei stand die hervorragende künstlerische Programmarbeit im Fokus: Als Spielstätte der freien Theater- und Tanzszene stelle das Team um die künstlerischen Leiterinnen Antonia Beermann und Ute Gröbel auf kleinem Raum mit knappem Budget ein beeindruckendes Programm auf die Beine und sei Impulsgeber und Netzwerker weit über München hinaus, begründete die Jury ihre Entscheidung.
Als sich im September 2016 zum ersten Mal der Vorhang hob, war das Ziel dieser „ensemblefreien Infrastrukturmaßnahme“, zu zeigen, wie vielfältig die freie Szene in München ist. Das haben Beermann, Gröbel und Susanne Weinzierl als Geschäftsführerin geschafft. 34 000 Zuschauer besuchten 666 Live- und 82 Online-Vorstellungen von 1400 Künstlern, darunter 170 Uraufführungen.
Darauf könnten sie mit Recht stolz sein, gratulierte Münchens Kulturreferent Anton Biebl. Das HochX habe als Spielstätte zeitgenössischer darstellender Künste wahre Wunder vollbracht: im wohnraumknappen München zusätzliche Räume als Probebühnen gefunden, ein beachtliches Netzwerk aufgebaut, im Lockdown neue digitale Lösungen entwickelt und jetzt den renommierten Theaterpreis zum ersten Mal nach München geholt. Wertvoller jedoch als dieses Lob dürfte für das Leitungsteam der Nachsatz gewesen sein: „Wir werden Sie weiter unterstützen!“
In Zeiten von knappen Haushalten und drohenden Kürzungen in der Kultur wird das schwierig. Deshalb relativierte Biebl schnell. Garantieren könne er nichts, schließlich müssten alle Bereiche sparen. „Aber mein Ziel ist es, die freie Szene so weit wie möglich zu schonen.“ Das sei auch nötig, bekräftigte Antonia Beermann mit Nachdruck. „Bei uns kann man sehen, wie viel Potenzial in der freien Szene steckt, wenn sie Unterstützung, Raum und Freiheit bekommt!“
Dass das weiter der Fall sein wird, hoffen die drei Theaterdamen innig, denn sie haben sich eine Menge vorgenommen: In die neue Spielzeit startet die Gruppe O-Team am 15. September mit „Hibernation“, einer Mischung aus Bilderpoesie, Maschinenperformance und Musik, bevor die Choreografin Jasmine Ellis mit „skin hunger“ die Folgen des Berührungsmangels erforscht.
Nach weiteren Uraufführungen wird das HochX im Herbst 2022 sogar Spielstätte des „Freischwimmen-Festivals“. Ein räumlich und personell größeres Produktionshaus, in dem international kooperiert wird, solle das HochX langfristig werden, fasst Weinzierl ihre Visionen zusammen. Und fügt zu der Glosse im Presseheft, in der Pressesprecher Franz Furtner von einer dritten Stammstrecke direkt zu den Probenräumen seines Hauses träumt, augenzwinkernd hinzu: „A bisserl Größenwahn gehört dazu!“