„Ein Kuss“ soll gleich am Anfang stehen. Eindringlich, intensiv wird er sein, da sind sich Stefan Zimmermann und Iris von Zastrow sicher. Mit dem preisgekrönten Ein-Mann-Stück über den „Schweizer van Gogh“ Antonio Ligabue (1899-1965) wollen die beiden Geschäftsführer der Münchner Theaterkompanie a.gon am 9. September ihre erste eigene Bühne, nämlich das Hoftheater im Stemmerhof in Sendling, eröffnen. „Eine professionelle neue Bühne für den Stadtteil und ganz München natürlich“ solle es werden, betonen die beiden.
Ein Kleinod ist das Areal gegenüber der Sendlinger Kirche, ein Stück altes München. Auf dem ehemaligen Bauernhof residieren bereits eine Goldschmiede, kleine Lokale, ein Hofladen, ein Biomarkt, eine Malschule und noch vieles mehr. Und jetzt zieht das Hoftheater unterm Dach des Haupthauses ein. Bis zum zweiten Lockdown im vergangenen November bot hier ars musica Kleinkunst an, doch eine Mieterhöhung konnte der Verein nicht mehr tragen. Von Zastrow und Zimmermann wurden Nachmieter und bauten erst mal kräftig um und aus. Ein Risiko in diesen Zeiten, möchte man meinen.
Iris von Zastrow, eine ehemalige Unternehmensberaterin, wehrt jedoch ab: „Wenn man warten will, bis Corona vorbei ist, dann ist der Zug abgefahren. Wir sehen das so: Der Bedarf an Spielfläche für freie Künstler in München ist groß. Der Platz hier ist ideal. Außerdem haben wir seit 2006 unser Büro am Harras. Sendling ist daher ein Stück unserer Heimat. Das passt also alles gut zusammen.“ Gerade ist das Podest der Bühne fertig geworden – aus altem Holz des Stemmerhofs übrigens –, sämtliche Leitungen sind gelegt, eine neue Lüftungsanlage wurde eingebaut, ein Wärmerückgewinnungssystem wartet im Hof auf seinen Einbau. Dennoch bedarf es noch etwas Fantasie, sich hier ein Studiotheater vorzustellen. Denn da stehen etwa auch noch Kabelrollen und Leitern, und eine Tür liegt bereit für einen frischen Schliff. „Ach, wir sind gut im Plan“, winkt Hausherr Zimmermann, selbst Schauspieler und Regisseur, ab.
92 Plätze wird es geben, von denen nach derzeitigen Corona-Vorgaben allerdings nur 20 belegt werden können. Die kleine Bar ist schon fertig; hier sollen vor und nach der Aufführung die Besucher Cocktails, Wein und Co. schlürfen dürfen und die Vorstellungen bei guten Gesprächen noch einmal Revue passieren lassen. Von Zastrow freut sich schon: „Ich werde hin und wieder auch selbst ausschenken.“ Apropos Programm. Was steht an? Zimmermann sagt: „Aufstrebende Bands sollen hier spielen, Klassikkonzerte gegeben werden, Soloprogramme und kleine Schauspiele sind geplant.“ Da wäre etwa die Kooperation mit TV-Star Michel Guillaume: Der ehemalige „Soko München“-Schauspieler ist Gastgeber des SoundScout Open Mic, das jungen Bands und Künstlern aus München und Bayern eine Bühne bietet. Christian Auer und Armin Stockerer singen Austropop, und Peter Kremer gibt Lessings „Nathan der Weise“.
Man kennt und vertraut einander; von Zastrow und Zimmermann haben in 20 Jahren Tourtheaterkompanie mit rund 70 Gastspielproduktionen reichlich Erfahrungen, Erfolge und Kontakte gesammelt. Die prominenten Namen kommen gern, auch wenn sie mit einem Auftritt am Hoftheater sicher nicht das große Geld nach Hause tragen.
Während abends die Profis hoffentlich das Haus füllen, will das Hoftheater auch tagsüber aufsperren: „Wir denken an Inklusionsarbeit, wollen Schulen und Kindergärten mit Projekten ansprechen und vermitteln: Was kann Theater?“, sagt von Zastrow. Zimmermann ergänzt: „Am 20. September ist zum Beispiel Weltkindertag, und wir haben eine Kinderimpro im Programm. Wir haben auch das Junge Theater Rosenheim an der Angel. Sie sehen, wir haben eine Menge vor.“ Jetzt heißt es also Endspurt, die Künstlergarderobe muss ja auch noch fertig werden. Damit alles klappt beim „Eröffnungskuss“ am 9. September.
Informationen,
Programm und Karten unter www.hof.theater.