So klingt Solidarität

von Redaktion

Das Münchener Kammerorchester präsentiert seine kommende Saison und ruft zum Impfen auf

VON GABRIELE LUSTER

Das Beethoven-Jahr wurde verlängert, die Salzburger Festspiele feiern heuer noch einmal 100. Geburtstag, und das Münchener Kammerorchester (MKO) hält am Titel der vergangenen Saison fest: „Nachbarn“ – das gilt also auch für 2021/2022. Überdies animiert es sein Publikum, sich immunisieren zu lassen, wie Geschäftsführer Florian Ganslmeier sagt: „Wenn sich möglichst viele impfen lassen, erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit, dass das Pandemie-Geschehen beherrschbar wird und zugleich die Chance auf die erfüllten und bereichernden Konzerte, die wir uns alle wünschen.“

Ganslmeier und das Ensemble wollen keinen Druck ausüben, aber die Unentschiedenen sensibilisieren und darauf aufmerksam machen, dass mit möglichst hoher Impfquote die Chance auf viele Konzerte in Herbst und Winter wächst. Dem MKO geht es darum, mit seinem Impfaufruf für die gesellschaftliche Solidarität einzutreten.

Auch wenn das Orchester seine Programme nicht eins zu eins aus der verlorenen Saison 2020/2021 übernimmt, passt der „Nachbarn“-Titel weiterhin bestens. Außerdem gibt es Projekte, an denen das Herz besonders hängt. Chefdirigent Clemens Schuldt nennt hier das Konzert im November, in dem es mit Frank Martins „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ (gesungen von Gerhild Romberger) um den Urzustand des Friedens geht. Dazu gesellen sich Bachs „Fuga a 6 voci“ in Anton Weberns orchestraler Transkription und Friedrich Goldmanns (1941-2009) „Ensemblekonzert II“.

Mit diesem vom Chefdirigenten wie vom Geschäftsführer Ganslmeier hochgeschätzten ehemaligen DDR-Komponisten und mit dessen Kollegen Georg Katzer (1935-2019) – zwei hier noch zu entdeckende Nachbarn – hat sich das MKO auch während der Zwangspause intensiv auseinandergesetzt. Eine im Herbst erscheinende CD gibt Auskunft davon.

Das erste Abo-Konzert im Oktober vereint Beethoven mit Anton Eberl, mit dem er in Wien zeitweise Tür an Tür wohnte. Eberls Ouvertüre zur Oper „Die Königin der schwarzen Inseln“ schlummerte 200 Jahre in einer Schublade. „Wir haben sie jetzt edieren lassen“, sagt Schuldt. Nachbarschaftliches entdeckt der Dirigent auch zwischen Fabio Nieders slowakischem Volkslied „Vielleicht weiß es die Nachtigall“ und dem zweiten Satz aus Schumanns Cello-Konzert. Solisten im achten Abo-Konzert (Juni 2022) sind Sarah Maria Sun, Sopran, und Kian Soltani, Cello.

Ähnlich wenig beachtet wie die ehemaligen DDR-Komponisten sind die zeitgenössischen US-Kollegen. Im sechsten Abo-Konzert (März 2022) unter Jonathan Stockhammers Leitung wird Bryce Dessners Violinkonzert in einer Kammerorchester-Fassung uraufgeführt. Dem Komponisten und Gitarristen der US-Rock-Band „The National“ ist auch eine Nachtmusik in der Pinakothek der Moderne gewidmet.

Mit der Jazzrausch Bigband hält das MKO im Februar 2022 Einzug in der Isarphilharmonie. Das Orchester spielt Beethovens Siebte, die Band steuert „Beethoven’s Breakdown“ bei. Vereint musiziert man Louis Andriessens „Workers Union“ – Ganslmeier kündigt „ein großes Happening“ an.

Chefdirigent Schuldt ist es wichtig, dass man in der kommenden Saison die engen Kontakte zu den Schulen verstärkt und junges Publikum in die eigens programmierten Konzerte lockt: im Februar 2022 zum Kinderkonzert mit den Double Drums und im März zu einem Termin, bei dem Checker Tobi die Moderation übernimmt.

Die kommende Saison ist übrigens die letzte mit Clemens Schuldt. Er bricht nach sechs höchst erfolgreichen Münchner Jahren auf zu neuen Ufern und meint: „Wir wollen in dem Gefühl auseinandergehen, dass wir uns immer noch aufeinander freuen.“

Informationen

unter www.m-k-o.eu.

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