Sie nehmen sich die Freiheit

von Redaktion

Die Schauburg, Münchens Jugendtheater, stellt das Programm für die kommende Spielzeit vor

VON MELANIE BRANDL

„Hoffentlich“ ist das Wort, das die Intendantin der Schauburg Andrea Gronemeyer im Zusammenhang mit dem neuen Spielplan am häufigsten verwendet. Wegen Corona fiel bei dem städtischen Kinder- und Jugendtheater in der vergangenen Saison vieles ins Wasser. Dass die Schauburg trotzdem eine Menge gestemmt hat, lobte Münchens Kulturreferent Anton Biebl bei der Vorstellung der kommenden Spielzeit.

Trotzdem, betont Gronemeyer, hätten gerade die Kinder einen besonders hohen Preis bezahlt in dieser Pandemie: „Ihnen hat die Begegnung gefehlt – die mit anderen Menschen, aber auch mit etwas, was sie so aus ihrem Alltag nicht kennen.“ Kultur ermögliche diese Begegnungen, aber auch Lebensfreude, Körperlichkeit, etwas Ganzheitliches. „Das gehört zu Bildung essenziell dazu. Und deshalb sind wir verpflichtet, Kinder an Kultur teilhaben zu lassen!“ Das Pandemie-bedingt drohende Haushaltsloch der Stadt mache ihr große Sorgen, meint die Theaterfrau mit einem kritischen Seitenblick auf die Politik. „Wir brauchen die Kultur als Fundament dieser Gesellschaft, und es ist absolut der falsche Zeitpunkt, ausgerechnet daran zu sparen.“

Gronemeyer und ihr Team haben deshalb die „Freiheit“ zum Thema der nächsten Saison erkoren. Wert, Bedeutung und Fragilität derselben stehen im Fokus, aber auch die Frage nach Verantwortung und Kompromissen. Perfekt dazu passt nicht nur das Stück „King A“ (Premiere 16. Oktober), das ein Modellprojekt von Demokratie thematisiert, sondern auch das Jugendstück „Eisbachwelle“ (23. April 2022), das sich mit dem heterogenen gesellschaftlichen Miteinander in München auseinandersetzt. „Pigs“ wird im März 2022 als Koproduktion mit mehreren deutschen Theatern in der Therese-Giehse-Halle der Kammerspiele uraufgeführt – als eine Installation, die sich mit Fleischkonsum, Klimakrise und dem Bild des Schweins zwischen Glückssymbol und Schimpfwort  interaktiv auseinandersetzt.

Für die Freiheit der Kleinen ist auch gesorgt: Während die Komödie „Glück im Doppelpack“ um zwei Paketboten mit revolutionären Ideen ab dem 28. September durch die Klassenzimmer der Grundschulen zieht, lädt die Schauburg mit „LaleLuffft“ ab 11. März 2022 ganz junge Zuschauer zwischen einem und drei Jahren zum Klangtheater, in dem um die Wette geblasen und geprustet wird. „Hunderte Kinder im wilden Kampf“ erzählt Grundschülern schon im November von einem Buben, der direkt von den Schultern des Vaters in eine Abenteuerreise stürzt.

Zugleich soll Klaus Manns Roman „Treffpunkt im Unendlichen“ Jugendliche ab 14 zu einem großen Projekt inspirieren. Die ganze Spielzeit über bis Mitte Juni 2022 haben sie die Freiheit, daraus ein eigenes Stück zu gestalten. Ganz neu und eine direkte Folge der auch befruchtenden Erfahrungen mit dem Internet zu Lockdown-Zeiten ist die Uraufführung des Online-Krimis „Tatort Schauburg“. Hier wird man wie in Escape-Spielen als Agent virtuell in die Schauburg eingeschleust, um ein Geheimnis zu lüften – und ergattert dabei gleich einen spannenden Blick hinter die Kulissen des Theaters.

Neben siebzehn LABs, also Kursen, bei denen Musik gemacht, getanzt, Theater gespielt und Kultur entdeckt wird, lädt ab September die neue App „Excaliburg“ zum Mitmachen ein. „Hoffentlich lässt sich das alles in der nächsten Spielzeit realisieren“, wünscht sich Andrea Gronemeyer. Der schönste Moment in ihrem Job sei der, wenn sie morgens in die Arbeit komme und im Foyer die aufgeregten Stimmen vieler Kinder höre. „Und im Zuschauerraum sind dann plötzlich alle still.“

Spielplan

unter www.schauburg.net.

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