Justizdramen sitzen immer auch Gericht über die Gesellschaft. Norman Jewisons „…und Gerechtigkeit für alle“ (1979) aber fällt kein Urteil über ein heißes Thema seiner Zeit. Hier sitzt das Justizsystem selbst auf der Anklagebank. Im Porträt eines jungen idealistischen Anwalts in Baltimore (ein famoser Al Pacino) entwirft der Film ein Panorama des juristischen Apparats. Noch immer aktuell, wie da Hautfarbe über Recht entscheidet und mächtige Männer ohne Angst vor Strafe sexuelle Gewalt gegen Frauen ausüben. Das Drehbuch von Valery Curtin und Barry Levinson variiert aber die übliche Dramaturgie: Trotz manischem Schlussplädoyer geht’s nicht um die Spannungskurve eines Prozesses. Sondern darum, wie die Mühlen der Justiz Angeklagten, Anwälten (Jeffrey Tambor) wie Richtern (Jack Warden) allmählich den Verstand zermahlen. wil