Durch Mark und Bein

von Redaktion

43 Produktionen aus 29 Ländern: Die Pläne des Münchner Theaterfestivals Spielart

VON MELANIE BRANDL

Ein „Vorzeigeprojekt“ sei das Theaterfestival Spielart, sagt Münchens Kulturreferent Anton Biebl. Eines, „das allen Münchnerinnen und Münchnern in ihrer Heimat künstlerische Begegnungen und einen Austausch untereinander ermöglicht“ und gleichzeitig durch seine Internationalität „München und die Welt vernetzt“.

Besonders auf Letzteres möchte die Festivalleiterin Sophie Becker trotz (oder gerade wegen!) der Pandemie nicht verzichten: Auch, wenn die Planung eines internationalen Treffens von Theatermachern, Künstlern, Tänzern und Performern derzeit eine Menge Mut, Optimismus und Mehraufwand erfordere, sei es umso wichtiger, daran festzuhalten. Sie hofft vielmehr, vom 22. Oktober bis 6. November 43 Produktionen aus 29 Ländern an 14 Spielorten anbieten zu können. Und dies zu Themen, die die ganze Welt betreffen. Umwelt, Klimagerechtigkeit, Kolonialismus und soziale Gefälle sind nur einige davon.

Zwei Co-Kuratoren hat sich Becker dafür an Bord geholt. Der Kulturanthropologe Julian Warner untersucht in seinem dreitägigen Projekt „Global Angst“ in Form von Diskussionen, einem Zug durch die Stadt und der Verbrennung einer riesigen Korbgeflechtpuppe Emotionen, die durch Corona noch einmal eine neue Dimension erleben. Eva Neklyaeva aus Mailand konzentriert sich mit „Nose“ in Performances, Installationen, Konzerten und Workshops für die ganze Familie auf den Geruch: Hier darf dem Duft als kulturellem Phänomen gratis auf den Grund gegangen werden.

Neu bei der Planung ist, dass sie selbst viele Produktionen noch gar nicht vorab gesehen hat, gibt Spielart-Chefin Sophie Becker zu. Manche hätten wegen Corona nicht fertiggestellt werden können und kämen nun – hoffentlich – in München heraus. Außerdem werde einiges online gezeigt – als digitale Inszenierung, nicht als Live-Stream von Bühnenfassungen. Und mit Innovationen wie „Discover Spielart“, einem Projekt, durch das junge Zuschauer über die Sozialen Netzwerke schon jetzt hinter die Kulissen schauen und darüber berichten können, werde der Schritt zum Hybridfestival gegangen.

Dennoch könne keine Online-Präsentation der Welt das direkte Erleben von Kultur ersetzen, betont Thomas Girst, Leiter des Kulturengagements der BMW Group und als Vorstandsmitglied des Vereins Spielmotor Mitveranstalter des Festivals. Für ihn sei die Planung ein „Zeichen der Hoffnung“, das zwar eine Menge Mut benötige, aber unendlich wichtig sei. Kultur gehe „wirklich durch Mark und Bein, wenn sie live stattfindet“. Sophie Becker jedenfalls strahlt vor Optimismus: „Wir haben noch nicht alle Antworten, aber wir möchten einiges ausprobieren. Seien Sie dabei!“

Informationen:

Das Festival dauert vom 22. Oktober bis 6. November, der Kartenverkauf startet voraussichtlich am 15. September über www.muenchenticket.de.

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