Über 22 000 abgesetzte Tickets bei 911 Plätzen pro Vorstellung – damit waren die Bayreuther Festspiele in diesem Jahr ausverkauft. Zwar waren zwischendurch immer wieder Karten zu haben, sogar für die Premiere von „Der fliegende Holländer“ am 25. Juli, doch habe dies an kurzfristigen Ticket-Rückgaben gelegen, wie die Festspiele mitteilen. Die Sommerwochen seien „störungsfrei und reibungslos“ gewesen, formulierte es Geschäftsführer Ulrich Jagels gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.
Das Sicherheitskonzept am Premierentag war im Publikum allerdings teilweise auf heftige Ablehnung gestoßen. Obwohl es keinen roten Teppich gab, wurde das Haus weiträumig abgesperrt. Wer von der einen Seite auf die andere Seite wechseln wollte, um seinen Platz einzunehmen, musste teilweise riesige Umwege in Kauf nehmen. Doch das gab sich, als die Promis wieder abgezogen waren.
Der letzte szenische Opernabend, zugleich die letzte Aufführung der „Meistersinger von Nürnberg“ in der kultigen Regie von Barrie Kosky, provozierte am Dienstag rund 20-minütige Ovationen. Die Festspiele gingen dann am Mittwoch mit einem Konzert unter der Leitung von Andris Nelsons zu Ende, um das es noch ein Skandälchen gegeben hatte. Eigentlich wollte Bassist Günther Groissböck dort unter anderem Wotans Abschied aus der „Walküre“ singen. Doch dies ist ihm offenbar von der Festspielleitung um Katharina Wagner verwehrt worden. Bekanntlich hat Groissböck sowohl bei der diesjährigen halbszenischen „Walküre“ als auch für die kommenden Jahre seinen szenischen Wotan aus stimmlichen Gründen abgesagt. Nun befand man, wie erzählt wird, dass er dann auch keinen Wotan-Ausschnitt im Finalkonzert singen dürfe. Groissböcks überraschende Wotan-Absage nach der Generalprobe der „Walküre“, die Aktionskünstler Hermann Nitsch bebildert hatte, war der einzige nennenswerte Zwischenfall der diesjährigen Festspiele. Im kommenden Jahr steht dann Bayreuth ganz im Zeichen eines neuen „Ring des Nibelungen“, für den heuer schon geprobt wurde.
Allgemein war es mit der Stimmung am Grünen Hügel nicht zum Besten bestellt, wie zu hören ist. Dies habe in den Augen vieler am überzogenen Corona-Konzept gelegen, aber auch an menschlichen Umgangsformen. Was einen Beteiligten gegenüber dieser Zeitung zur Aussage provozierte: „I survived Bayreuth.“ MARKUS THIEL