Böser Bube

von Redaktion

Das Münchner Hofspielhaus zeigt in der Alten Münze „Richard III.“ mit Götz Otto

VON KATRIN BASARAN

Richard III. lässt ja eigentlich frösteln: Dieser bucklige König aus dem England des 15. Jahrhunderts hat auf dem Weg zu Macht und Krone jeden Verwandten und Widersacher gemeuchelt oder meucheln lassen, der ihm in die Quere kam. Shakespeare hat dem mörderischen Regenten mit dem gleichnamigen Drama ein Denkmal gesetzt, das am Wochenende mit Götz Otto in der Titelrolle in einer reduzierten, fast schon komödiantischen Adaption des Münchner Hofspielhauses im Renaissancehof der Alten Münze eine herzlich beklatschte Premiere feierte. Wer kam, um Hollywood-Star Otto als bösen Buben mal leibhaftig zu erleben, wurde nicht enttäuscht. Präsenz, Strahlkraft und Mimik sind phänomenal, ergänzt durch passables Gesangsvermögen und neu erlerntes Gitarrenspiel. Überrascht wurden die Zuschauer aber von seinen beiden Mitstreitern, die sich durch den großen Namen des 53-Jährigen keinesfalls einschüchtern ließen: David Hang in seinen vielen Rollen etwa als genervter Baron Hastings, als Londons dickbäuchiger Bürgermeister mit bairischem Dialekt, als gedungener Mörder mit gespaltener Persönlichkeit oder als Richards naiver Neffe ist eine Schau. Und Mira Huber, mit dem meisten Text geschlagen, hüpft gekonnt und munter augenrollend zwischen anklagender Königin, besorgter Mutter und Richards treuem Herzog Buckingham hin und her.

Dass das Kammerspiel der drei funktioniert, ist der Adaption und Regie von Sascha Fersch zu verdanken, der den Zuschauern das Stück als Auftritt einer Theatergruppe verkauft. Shakespeare-Sonette hat er dazu als Blues vertont und zusätzlich ein Ende geschaffen, das völlig unerwartet scheint. Damit man bei all dem Meucheln den Überblick behält, kreierte Bühnenbildner Peter Schultze einen Riesen-Stammbaum, aus dem Richard III. nach und nach die Namen seiner Opfer genüsslich ausstreicht. Und wenn   etwa   der  Neffe  ein T-Shirt mit „We are Family“-Aufdruck trägt, während er den Ränke schmiedenden Onkel anschmachtet, dann kann man über diesen von Kostümbildnerin Anna Hauffe kreierten Sarkasmus doch herzlich lachen. „Richard III.“ einmal anders – und dabei höchst aktuell, wie Hofspielhaus-Chefin Christiane Brammer in ihrer Ansprache ans Publikum betont: „Es gibt doch noch viel zu viele Richards auf dieser Welt.“

Weitere Vorstellungen

bis 10. November; Telefon 089/24 20 93 33,

www.hofspielhaus.de.

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