Er war wohl der Beliebteste der Wittelsbacher Herrscher: Prinzregent Luitpold, der vor 200 Jahren am 12. März 1821 als dritter Sohn von Ludwig I. in Würzburg geboren wurde. Der Onkel von Ludwig II., nach dessen Tod im Namen von dessen geisteskrankem Bruder Otto Repräsentant Bayerns, steht für ein recht glückliches Bayern: trotz kapitalistischer Schattenseiten prosperierend, liberal, kunstsinnig, lebenslustig, nicht so militaristisch wie Preußen und weltoffen. Prinzregententorte und -straße, Luitpoldpark und Jagdromantik verbindet man bis heute mit diesem Wittelsbacher und nicht irgendwelche Machtdemonstrationen.
Das Bayerische Nationalmuseum München (an „seiner“ Straße) wollte Luitpold bereits im Frühjahr eine Ausstellung widmen, was durch den Lockdown verhindert wurde. Nun also nachträglich die Glückwünsche zum 200. Und um Glückwünsche geht es in der Schau. Der Sympathieträger wurde zu Lebzeiten naturgemäß noch viel mehr verehrt, als es heute der größte Nostalgiker tun könnte. Jene Ergebenheit, die auch immer ein bissl eigennützig war, brach sich zu Luitpolds 70., 80. und 90. Geburtstag – er starb 1912 – in opulenten Glückwunschadressen Bahn. 164 davon existieren noch und sind Dauerleihgaben des Wittelsbacher Ausgleichsfonds im Nationalmuseum. Die Artefakte sind laut Museumschef Frank Matthias Kammel kaum bekannt und zum Teil nie gezeigt worden.
Wer nicht in die Präsentation geht und sich die Glückwunschadressen von allen Teilen, Städten, Schichten, Gruppierungen und sonstigen Körperschaften Bayerns anschaut, kann sich keinen Begriff von der Üppigkeit dieser Gaben machen. Die Fantasie der gestaltenden Handwerker explodierte förmlich bei der Ausschmückung von Folianten etwa der Stadt München, der Freimaurer oder der Bischöfe, von Schatzkästen zum Beispiel der Notariatskammern, von Dokumentenrollen, die zu Ehrensäulen werden und von einer Art Flügelaltärchen (s. großes Foto). Nicht alle Objekte können gezeigt werden. Selbst unter denjenigen, die nur als Faksimilefotos eine Wand schmücken, sind wunderbare Fundstücke. Da sind sogar die USA präsent mit dem „Bayerischen Volks Fest Verein New York Nord Amerika“, der Freiheitsstatue und Bavaria gleichberechtigt in Szene setzt.
Stupend sind Stück für Stück die Handwerkerleistungen, die sich zu einem „Gesamtkunstwerk“ vereinen. Wer hat je Leder so kunstvoll aufgewertet? Dazu Kalligrafie, Malerei, Silberschmiedearbeiten und textile Feinheiten zwischen Historismus und Jugendstil – etwa mit einer traumhaften Arbeit für die Hoflieferanten.
Bis 27. März 2022,
Di.-So. 10-17 Uhr, Do. bis 20 Uhr; 089/21 12 42 16.