Mit „halb tauben Kinderohren“ hat er sie damals aufgesaugt, die Diskussionen, die im Hause Mann geführt wurden. Frido Mann erinnert sich noch gut an die Zeit, die er als Bub bei seinen Großeltern – dem Literaturnobelpreisträger Thomas Mann und dessen Frau Katia – in Kalifornien verbracht hat. Und erzählt am Dienstag im Literaturhaus München mit sanftem Lächeln davon.
Er ist gekommen, um über sein gerade bei wbg Theiss erschienenes Buch „Democracy will win“ zu erzählen (wir berichteten). Zwei Passagen liest er daraus vor und unterhält sich dann kurzweilig mit der Moderatorin des Abends, der äußerst gut vorbereiteten Journalistin Marie Schoess, über Demokratie, die Kraft des Dialogs, Frido Manns Vortragsreise durch die USA 2019. Und, natürlich, über seine Erinnerungen an die Kindheit in Kalifornien.
In Pacific Palisades, Los Angeles, lebte die Familie bis 1952. Eine Szene hat Frido Mann auch mehr als 70 Jahre später noch genau vor Augen: das Badezimmer des Hauses, in das die kalifornische Sonne fällt. „Erst später habe ich verstanden, dass das eine Erinnerung vom 21. Juli 1944 gewesen sein muss“, sagt der 81-Jährige. Denn am Tag zuvor war ein Attentat auf einen schrecklichen Menschen verübt worden, so viel hatte der Bub verstanden. Und weiß heute: Das, worüber die Großeltern mit ihren Gästen sprachen, war das verhinderte Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944.
„Wir steuern dem Winter entgegen – aber diesen Gedanken an die kalifornische Sonne nehmen wir mit“, bedankt sich Literaturhaus-Chefin Tanja Graf bei Mann und Schoess. Als Hoffnungslicht für den täglichen Kampf für die Demokratie. KATJA KRAFT