Sie dokumentiert die negative Abwesenheit körperlicher Berührung – und erreicht das positive Gegenteil: eine sensitive Tanz-, Text- und Musikperformance, die in jedem Moment emotional berührt. In „skin hunger“ schaffen die kanadische Choreografin Jasmine Ellis und der Künstler Johnny Spence eine anziehende Begegnung zwischen der Vielstimmigkeit von Bewegung und den Interview-Originaltönen eines Radio-Podcasts zum Thema „Touch“.
Typisch für Ellis vermischen sich dabei die verschiedenen Medien im Dialog: Die aufgezeichneten Stimmen von Sozialarbeitern, Künstlern, Wissenschaftlern dienen den vier Tänzerinnen und Tänzern Breeanne Saxton, Kim Kohlmann, Gabriel Lawton und David Pallant zuweilen als Regieanweisung, die sie aufnehmen, kommentieren, echoen. Mal scheinen die Techno-Bässe des über ihnen schwebenden Elektro-Komponisten ihren Herzschlag vorzugeben, mal bestimmt allein ihr Atem, minimalistisch, den Rhythmus dieses einstündigen „Hungers nach Haut“.
Doch setzt der Ton aus, herrscht mit dem Ausnahmezustand zunächst Irritation. Erst langsam, Muskel für Muskel, geht sie in ein Erspüren und Begreifen des eigenen Körpers über, in die Nähe zu sich selbst und den dünnen Hemdchen auf der nackten Haut, in den – bei aller Sehnsucht nach Gesellschaft – wichtigsten, privaten Schutzraum. Eine so behutsame wie spannende tänzerische Übung in Achtsamkeit.
Weitere Vorstellungen
bis 25. September,
www.theater-hochx.de; Telefon 089/54 81 81 81.