Nach dem Rückzug der Stage Entertainment hatte man den Glauben fast verloren. Aber nun kehrt im Werk7-Theater am Münchner Ostbahnhof doch noch einmal Leben ein. Mit einem kleinen, aber umso sehenswerteren Musical namens „John & Jen“. Ein ebenso intimes wie immens zu Herzen gehendes Zwei-Personen-Stück von Komponist Andrew Lippa, der die Geschichte eines Geschwisterpaares erzählt.
Wie es oft passiert, entwickeln sich auch diese beiden Menschen, die als Kinder wie Pech und Schwefel zusammengehalten haben, irgendwann in verschiedene Richtungen. Womit Zwist und Streit an der Tagesordnung sind. Als John im Vietnamkrieg fällt, bricht für Jen dennoch eine Welt zusammen. Den Riss in ihrer Seele muss daraufhin ihr Sohn kitten, der den Namen seines verstorbenen Onkels erhält und später versucht, dessen Schatten zu entkommen. Doch neben diesen familiären Dramen sind in „John & Jen“ auch Songs zu finden, die durch reichlich Wortwitz für Schmunzeln sorgen.
Erwachsene, die Kinder spielen, können auf der Bühne leicht zum Problem werden. Doch Karen Bild und Patrick Stauf ziehen sich bei dieser sehr reduzierten Produktion, die den Fokus stets auf den Figuren lässt, glänzend aus der Affäre. Vor allem Karen Bild gelingt glaubwürdig der Wandel von der optimistischen Grundschülerin zur rebellischen Studentin, ehe sie im zweiten Akt als alleinerziehende Mutter mit starker Stimme mehr als einmal für echte Gänsehaut sorgt. Dabei wird sie einfühlsam begleitet von einer dreiköpfigen Band, die sich hin und wieder auch ins Geschehen einmischt.
Hut ab aber ebenso vor Patrick Stauf, der seine Interpretation nach der Pause nicht einfach wieder auf Null zurückdreht, sondern John jr. ganz eigene Facetten verleiht. Ein gelungener Neustart, dem hoffentlich noch viele Entdeckungen folgen.
Nächste Vorstellungen
am 24., 25., 26. September; Telefon 089/54 81 81 81.