Ich glaub, es geht schon wieder los! Seit 1988 hat Roland Kaiser diesen Hitparaden-Knaller im Repertoire. Aber noch nie hat der Titel so sehr gestimmt wie am Samstagabend in München. Denn die grandiose Show des Schlager-Kaisers war das erste Konzert in der Olympiahalle seit über eineinhalb Jahren, seit „Rock meets Classic“ am 8. März 2020. 566 Tage Stille – nur Dornröschen lag mit 100 Jahren noch länger im Tiefschlaf. Aber jetzt singt und tanzt die Stadt wieder. Los ging’s mit einem denkwürdigen Hochsicherheitskonzert, wie es die gut 6000 Fans in der Halle noch nie erlebt haben. Aber der Kaiser war den Aufwand wert.
Stattfinden konnte Münchens hygienischstes Konzert aller Zeiten nur durch ein ausgeklügeltes Corona-Konzept, an dem die Veranstalter seit Wochen gearbeitet hatten. 3G war selbstverständlich, genau genommen sogar 4G: genesen, geimpft, getestet – und gefeiert! Dazu Alkoholverbot in der Halle, keine Speisen und Getränke am Platz sowie Maskenpflicht während der kompletten fast drei Stunden – an die sich die meisten Kaiser-Fans vorbildlich hielten. Und wer nicht schon daheim mit seinen Kontaktdaten einen QR-Code für den Einlass erstellt hatte, wurde vor der Halle von Check-in-Assistenten in Empfang genommen. Alles bestens organisiert, aber ungefähr so aufwendig wie am Flughafen – nur ohne Wegfliegen.
Aber der Kaiser, der hob ab. Und mit ihm die ganze Halle. Elegant im schwarzen Anzug mit Fliege startete er mit dem Bond-artigen „Alles oder Dich“. Und München feierte ihn schon nach dem ersten Lied mit Standing Ovations. So groß war die Freude, dass der Pop zurück in der Stadt ist. Der Dornröschen-Kaiser legte dann gleich mit dem zum Disco-Kracher umfunktionierten „Dich zu lieben“ nach – Hits in Hülle und Fülle hat er ja im Angebot. Und kurz danach bei „Santa Maria“ klang das „Humm nana hoha“ der Münchner Kaiser-Chöre unter den Masken zwar gedämpft, aber trotzdem sehr überzeugend.
Was der Berliner Grandseigneur ablieferte, war Unterhaltung auf höchstem internationalen Niveau, näher an Neil Diamond als an aktuellem deutschen Gebrauchsschlager à la Amigos oder Beatrice Egli. Das lag auch an seiner Band mit zwölf herausragenden Musikerinnen und Musikern, die ihn seit Jahren begleiten. Vom amüsanten Duett mit Westernhagen-Gitarrist Billy King („To all the Girls we’ve loved before“) über die mitreißenden Saxofon-Einlagen der feuerköpfigen Tina Tandler bis zum YouTube-Superhit „Warum hast Du nicht Nein gesagt?“ mit Chor-Lady Christiane Eiben – was für eine Kapelle! Und in den letzten eineinhalb Jahren haben sich offenbar zahllose prächtige Ideen angesammelt, die jetzt raus mussten, wie das geniale „Radio Gaga“-Intro für „Joana“.
Leider ist der Konzertkalender in der Olympiahalle in den nächsten Wochen weiter sehr ausgedünnt – es geht immer noch nicht wirklich los. „Erst 2022 treten sich die Stars auf die Füße“, heißt es vom Olympiapark. Aber ein Anfang ist gemacht, an einem kaiserlichen Abend. Schlusswort des Rolando furioso an seine Fans: „Ihr habt es trotz der schwierigen Umstände geschafft, uns Euer Lächeln zu zeigen.“ Sogar mit Maske.