Kaum sind die Sommerklamotten im Schrank verstaut, füllen die ersten Lebkuchen die Regale im Supermarkt. Da darf auch die passende Weihnachtslektüre nicht fehlen! Fans des Allgäuer Kult-Kommissars Kluftinger können sich in diesem Jahr auf ein besonderes Schmankerl freuen. Mit „Morgen, Klufti, wird’s was geben“ haben die Erfolgsautoren Volker Klüpfel und Michael Kobr ihrem Helden in – wer hätte es gedacht!? – vierundzwanzig Kapiteln eine süße Weihnachtsgeschichte gebacken.
Die Zutatenliste ist wie die Anzahl der Kapitel kaum überraschend. Zum Grundteig aus schusseligem, von Haushalt und Alltag völlig überfordertem Kluftinger kommen eine Portion neunmalkluger Dr. Langhammer und natürlich die obligatorische, aber durch einen Christbaum-Schmückunfall aus dem Verkehr gezogene Ehefrau Erika hinzu. Sie versucht vom Krankenhausbett aus verzweifelt, die letzten Festvorbereitungen zu deli-, vor allem aber zu dirigieren. Für exotische Würze, abenteuerliche Nuancen und einen internationalen Multikultisprachguss sorgt dazu noch Markus’ spontan angereister japanischer Schwiegervater Sazuka, genannt „Joschi“, begeisterter Fan von sämtlichem „Huraglump“, wie Klufti die für ihn völlig überflüssige Weihnachtsdeko bezeichnet.
Und auch wenn Klüpfel und Kobr bei diesem augenzwinkernd erzählten Weihnachtsbändchen zur Vermeidung eines bitteren Beigeschmacks bewusst jegliche Verbrechen aussparen, kommen Kluftinger-Leser natürlich auf ihre Kosten. Für die erwartete Kopplung aus Humor und Spannung sorgen hanebüchene Elektro-Experimente des Kommissars beim Beleuchten des Christbaums, kaum minder gefährliche Versuche, Glühwein erst in Massen zu vernichten und später mit abenteuerlichen Rezeptkreationen wieder herzustellen, und 22 ähnliche Katastrophen.
Ab und an aber greifen die Autoren dabei dann doch zu tief in den Zuckertopf und überschütten ihre Hauptfigur so arg mit klebrigem Matsch, dass selbst Hardcore-Fans leichtes Unwohlsein spüren könnten: Dass Kluftinger als Kriminalkommissar nicht einmal weiß, was WhatsApp ist und sein Englisch so hanebüchen schlecht mundet, dass es nach einer Weile nicht mehr lustig, sondern einfach fad schmeckt, macht ihn dann doch „dümmer, als die Polizei erlaubt“ und die Story unglaubwürdig. Aber vielleicht ist Letzteres zur Adventszeit ja tatsächlich kein Kriterium: Lebkuchen, Schokonikoläuse, kitschige Weihnachtssongs und bunt leuchtende Heile-Welt-Deko – warum sollte sich in diese Reihe der jährlich wiederkehrenden, zur Verzierung des Advents notwendigen Dinge nicht auch ein dämlicher, aber liebenswerter Kult-Kommissar einfügen? Bei so viel „Huraglump“, wie Klufti selbst sagen würde, fällt so ein süßes Weihnachtsgeschichterl auch nicht mehr ins Gewicht.
Volker Klüpfel, Michael Kobr:
„Morgen, Klufti, wird‘s was geben“. Ullstein Verlag, München, 144 Seiten; 14 Euro.