Die Geschichte der größten Metal-Band aller Zeiten beginnt mit einer Zeitungsanzeige. „Schlagzeuger sucht andere Metal-Musiker zum Jammen. Einflüsse: Tygers of Pan Tang, Diamond Head, Iron Maiden“, annoncierte ein gewisser Lars Ulrich im Magazin „The Recycler“, nachdem er 1979 mit seinen Eltern aus Dänemark nach Kalifornien gezogen war. James Hetfield, wie Ulrich gerade 16 Jahre alt, lädt nach der Anzeige zum Vorspielen ein – und ist enttäuscht. Ziemlich armselig sei das gewesen, erzählt er später. Doch mit seiner umfassenden Plattensammlung und der Zusage für einen Song auf einem Metal-Sampler ködert Ulrich den skeptischen Hetfield dann doch. Am 28. Oktober 1981 gründen die beiden die Band Metallica. Sie schreiben ihren ersten Song „Hit the Lights“. Die Lichter waren an. Und wie!
40 Jahre nach den ersten Jams in der Garage liest sich die Bandbilanz so: Mehr als 125 Millionen verkaufte Alben, neun Grammy-Awards, Mitglied der Rock and Roll Hall of Fame. Die erste Band der Welt, die in einem Jahr auf allen sieben Kontinenten (inklusive der Antarktis) aufgetreten ist. Und die Bandshirts hängen in sämtlichen Fußgängerzonen der westlichen Welt bei H&M im Schaufenster. Metallica hat Heavy Metal massentauglich gemacht. Und feiert heuer gleich doppelt Geburtstag.
40 Jahre Metallica ist der eine Grund für Konfetti. Der andere: Vor 30 Jahren erschien das Album „Metallica“, wegen seines Covers nur das „Schwarze Album“ genannt. Es wurde dreimal neu abgemischt, verschlang in der Produktion eine Million US-Dollar und beendete drei Ehen der Bandmitglieder. Während die Regierung Bush über das Ende des Kalten Krieges verhandelte, hatten sich Hetfield, Ulrich und Co. mit stapelweise Schmuddel-Heftchen im Studio verschanzt und eines der einflussreichsten Alben der Rockgeschichte eingespielt. Bei den Powerballaden „Nothing else matters“ und „The Unforgiven“ war bei Metallica erstmals nicht mehr härter, schneller und lauter die oberste Maxime. Und trotzdem schaffte es Produzent Bob Rock das Album so wuchtig zu gestalten, dass auch die eingefleischten Thrash-Metal-Kuttenträger weiter mit dem Kopf nickten.
Am Erscheinungstag standen die Fans vor den Plattenläden Schlange wie heute für die neueste Playstation. 19 000 Metallica-Jünger kamen am 3. August 1991 in den New Yorker Madison Square Garden zur Hörpremiere. Wohlgemerkt kein Live-Auftritt, es gab lediglich die neue Scheibe vom Band. Mit dem „Schwarzen Album“ war Metallica plötzlich Mainstream.
Doch in vier Jahrzehnten Bandgeschichte bleiben Krisen nicht aus. Die größte davon – und das ist typisch für die Merchandise-Maschine Metallica – ist auf Film festgehalten. Bei den Aufnahmen zum neunten Studioalbum „St. Anger“ bricht die Band fast auseinander. Jason Newsted hatte nach 15 Jahren den Bass hingeschmissen. Weil er es im Gegensatz zum braven Leadgitarristen Kirk Hammett nicht mehr aushielt, dass in der Band ausschließlich Hetfield und Ulrich den Ton angaben. Hetfields Alkoholprobleme überschatteten die Aufnahmen. Und ein mit 40 000 US-Dollar pro Monat entlohnter Privattherapeut sollte den ewigen Kampf der beiden Alphamännchen Hetfield und Ulrich befrieden. Ohne diese Vorzeichen wäre die Dokumentation „Some Kind of Monster“ wohl beliebige Fan-Kost über die Zeit im Studio geworden. Doch so wurde dieser Kinofilm Zeugnis einer Band im Verfall, die sich mit professioneller Unterstützung wieder zusammenraufte. Das Monster Metallica ist nicht totzukriegen.
Das gilt bis heute. Hetfield hat wieder einmal einen Entzug hinter sich. Und nach eineinhalb Jahren, in denen sich die Band fast nur via Zoom-Konferenz sah, spielen die mittlerweile etwas angegrauten Herren wieder ihre ersten Konzerte vor kleinem Publikum. Der nächste Deutschlandbesuch steht auch schon im Kalender: 24. Juni 2022, Hockenheimring. Wie berichtet, versucht sich das Downloadfestival erstmals in Deutschland. Da braucht es die größte Metal-Band der Welt als Zugpferd.
Gitarrist Kirk Hammett hat jedenfalls schon klargemacht, dass die Metallica-Maschine nicht länger stillstehen wird. „Ich sehe keine Anzeichen, warum wir einen Gang runterschalten sollten.“ Die Lichter brennen noch.