Der Marathonmann

von Redaktion

Valery Gergiev setzt Beethoven-Zyklus fort

VON TOBIAS HELL

Die Eröffnungswochen in der neuen Isarphilharmonie im Interims-Gasteig gleichen für Dirigent Valery Gergiev einem kleinen Marathon. Was für den stets streng dreinblickenden Workaholic ja irgendwie zum Alltag zu gehören scheint. Eine kleine Auszeit gönnte er nun zumindest seinen Münchner Philharmonikern, weshalb der Zyklus der fünf Beethoven-Klavierkonzerte am Samstag mit dem Mariinsky Orchester aus St. Petersburg fortgesetzt wurde.

Weiter mit dabei war zum Glück Solist Daniil Trifonov, der eine wunderbar filigrane Interpretation des zweiten Konzerts bot. Weich und unverkrampft der Einstieg in den ersten Satz, bei dem der in seiner eigenen Welt schwebende Pianist Gergievs romantisch robustem Beethoven ein lyrisches leichtes Klangideal entgegensetzte, worauf sich das aufmerksam begleitende Orchester schnell einließ.

Herzstück von Trifonovs Interpretation war eindeutig der dynamisch differenziert angegangene langsame Satz, der eine große Klarheit atmete, ohne dafür die emotionale Ebene auszublenden.

Gergievs große Stunde folgte dagegen in der zweiten Hälfte des Abends mit Strawinskys „Feuervogel“. Unter Hochspannung stand hier bereits die mit straffen Tempi heranschleichende Introduktion. Gefolgt von kleinen kontrastreich gestalteten Episoden, die sich immer mehr zu einem schillernden Gesamtbild zusammenfügten.

Ihre Qualitäten konnten dabei vor allem die exzellenten Blechbläser des Mariinsky Orchesters voll ausspielen. Denn Valery Gergiev setzte keineswegs nur auf akustische Pyrotechnik, sondern verstand es, dramaturgisch klug gesetzte Höhepunkte – etwa den furiosen „Höllentanz“ – stets umsichtig vorzubereiten. So auch mit den sanft abgedämpften Streichern, aus deren zartem Pianissimo heraus das machtvoll dröhnende Schluss-Crescendo seine Wirkung mit ganzer Wucht entfalten konnte.

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