Nach dem Stream im Dezember 2020 nun ein echter „Falstaff“ in der Staatsoper mit fast rundum neuer Besetzung. Bryn Terfel reicht das eigene Embonpoint, um dem dicken Ritter Gestalt zu geben und das höchst präsente Zentrum des Geschehens zu sein: Er philosophiert und schmeichelt, ist gnadenlos selbstverliebt und selbst als nasser und gehörnter Tropf noch ein souveräner Komödiant. Die schicken Champagner-Ladys – Cristina Pasaroiu als Alice mit aufblühendem Sopran, Lindsay Ammann als orgelnde Quickly, Daria Proszek als dezente Meg und Deanna Breiwick als silbrige Nanetta – heizen dem Womanizer ordentlich ein. Derweil echauffiert sich Vito Priante als eifersüchtiger Ford, und Galeano Salas schmachtet als Fenton mit jugendfrischem Tenor. Dirigent Antonio Fogliani lässt es zuweilen derb krachen und findet die Sänger zur Schlussfuge aufgereiht vorm furnierten Türrahmen-Wald, in dem sich ein Bewegungschor tummelt. GABRIELE LUSTER