Im Bud-Spencer-Freibad von Hinterwieselharing herrscht Verwirrung. Kurz vor seiner Wiedereröffnung entdeckt die Hexe Strudlhofer auf der ungemähten Liegewiese im Nacktbadebereich einen Kornkreis. Ein kosmischer Kraftort? Kündigen Außerirdische hier ihr Kommen an? Darf Bürgermeister Klingshirn die Bad-Eröffnung unter diesen Umständen genehmigen? Und wohin ist eigentlich die Großmutter von Kasperl und Seppl verschwunden?
Schon sind wir mittendrin im neuen Hörspiel von Doctor Döblingers geschmackvollem Kasperltheater, dem 16. seit 2005. Liebhaber der Reihe wissen, dass das wieder mal nicht nur eine Riesengaudi für den Nachwuchs bedeutet (der hier wie stets nicht kindisch oder moralisch von oben herab bespaßt wird), sondern auch für die Eltern.
Natürlich hat die Pandemie in der Geschichte ihre Spuren hinterlassen. Denn dass Außerirdische landen, ist in etwa so wahrscheinlich, wie dass Bill Gates via Corona-Impfung Menschen chippen will. Aber die Hexe ist davon überzeugt und tituliert Zweifler als „Schlafschafe“. Derweil hat sich im Schwimmbad tatsächlich ein Außerirdischer versteckt – Herr Krause. Er ist seriöser Wissenschaftler und experimentiert mit gestöckelter Milch.
„Manchmal sagen uns Leute, ,Ihr müsst doch kiffen, wenn ihr euch die Geschichten ausdenkt‘“, sagt Josef Parzefall und lacht. Doch der Mann, der den Seppl, die Hexe und einige andere Figuren spricht, beteuert: „Nicht mal Bier.“ Und „Kasperl“ Richard Oehmann fügt hinzu, er habe eben vor einem Jahr selbst einen Kornkreis am Ammersee begutachtet. „Da sind wirklich Leute barfuß dringestanden und haben ,die Energie gespürt‘.“ Ein Spaziergang am Münchner Schyrenbad – Corona-bedingt geschlossen – war der zweite Anstoß für die neue Folge. Doch wie immer bleiben auch die Themen Pandemie und alternative Fakten nur eine Ahnung im Hintergrund. „Für uns muss es vor allem eine lustige Kindererzählung sein“, sagt Oehmann. Natürlich könne es sein, dass man auch „Marotten und Blödheiten einer Gesellschaft abbildet“. Das aber nur nebenbei.
Als Gäste waren schon viele Prominente an Kasperls und Seppls Seite – unter anderem Josef Hader, Axel Milberg, Ilse Neubauer und Gerhard Polt. Diesmal spricht Gerd Lohmeyer den drollig-ernsthaften Herrn Krause. Und für die Musik zeichnet der renommierte Jazz-Vibrafonist Wolfgang Lackerschmid verantwortlich. Wie so oft war das auch diesmal ein Zufall. „Er hat uns nach einem Auftritt in Augsburg gefragt, ob er bei uns mitmachen darf“, sagt Parzefall. Auch er hat wohl erkannt: Kunst für die Kleinen kann große Kunst sein.
Doctor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater:
„Kasperl und der Kornkreis“ (Verlag Antje Kunstmann).