Katharina Sieverding und Marlene Dietrich könnten äußerlich nicht unterschiedlicher sein. Eines aber haben die Künstlerin mit dem rötlichen Haar und die blonde Filmdiva gemeinsam: Ihr Alter war ihr Geheimnis. „Ich habe mir mein Geburtsdatum immer so zurechtgelegt, wie ich es gerade brauchte“, sagte Sieverding in der „Zeit“. „Wie Marlene Dietrich.“
Bisher galt 1944 als Geburtsjahr der in Prag geborenen Sieverding. In jenem Interview verriet sie erstmals, dass sie heuer 80 werde. Jetzt hat das Museum Frieder Burda das Geheimnis gelüftet: „Am 16. November wird die große Foto-Künstlerin Katharina Sieverding 80 Jahre alt.“
Sieverding begann ihren Aufstieg in der brodelnden Düsseldorfer Kunstszene der Sechzigerjahre. Nur kurz studierte sie ihrem Vater zuliebe Medizin. Dann zog es sie zum Theater, an der Kunstakademie studierte sie bei Bühnenbildner Teo Otto. Schließlich wurde sie Meisterschülerin bei Joseph Beuys – schon damals hielt sie politische Diskussionen mit der Kamera fest. Bereits Anfang der Siebziger gab sie ihr Statement zur Geschlechterfrage ab, indem sie das Porträt ihres Lebensgefährten Klaus Mettig und ihr eigenes übereinanderlegte. Männlich oder weiblich – war nicht zu definieren. Dass sie mit Selbstporträts, Fotografie, Film und Performance arbeite, käme „einer feministischen Strategie gleich“, sagte Sieverding einmal. „Deutlicher konnte ich das ,Die Künstlerin ist anwesend‘ nicht zum Ausdruck bringen.“