Wenn bisher von Millionären die Rede war, fielen einem nicht zuerst die Kabarettisten ein. Das könnte sich jetzt ändern. Denn Josef Hader, zumindest sein Alter Ego namens Josef Hader, hat Geld. So viel, dass sich der Wiener in einen barocken Bauernhof ins Weinviertel, die „Toskana Österreichs“, zurückziehen und dort einen Roman schreiben kann. Auf der Bühne des ausverkauften Leo 17 sitzt ein extrem lässiger Typ, der sich – auch verbal – alles leisten kann, und das, ebenso genial wie gemein, in seinem neuen Programm „Hader on Ice“ zelebriert.
Haders Kunstfigur ist der Narzisst par excellence, der sich freut, wenn sich der Bettler freut über seinen Euro und der sich selbst dafür feiert, dass er („Das ist es mir wert“) nur noch ein Auto fährt, halb SUV, halb Sportwagen. Auf einem bequemen Barhocker sitzend, den Rum stets in Reichweite, sinniert da ein saturierter Aussteiger über das Leben und die Welt, und das Publikum kann nur lachend staunen über die Impertinenz, die jedem seiner Sätze innewohnt.
Das, mit Verlaub, charmanteste Arschloch, das man seit Langem im Kabarett gesehen hat, spricht mit traurigem Augenaufschlag (Keiner kann das so wie Hader!) von den Menschen, von denen er „so enttäuscht“ ist und die er einen Moment später selbst beschimpft, hält sich Sklave Jimmy aus Nigeria („Seit ich einen Diener habe, bin ich raus aus dem Hamsterrad“), und komplimentiert einen (Ex-)Fan („Meine eigene Zuschauerin schreit mich an!“) mit einer teuren Abfindung aus dem Theater. Er hat’s ja.
Josef Hader gibt den Prototypen des „kritischen Reichen“, der sich selbst „so cool“ findet und im Plauderton ein wahres Wörterbuch des sympathischen Unmenschen präsentiert, das künftig wohl niemand mehr ohne schlechtes Gewissen aufschlagen kann. Nicht fehlen darf in diesem Psychogramm das Lamento übers Altern (samt altersbedingter Vergesslichkeit) und über junge Freundinnen, für die Sugardaddys Kohle eben doch nicht alles ist.
„Hader on Ice“ ist so echt, so erschreckend nah an der Realität – wie gut, dass es Wolf Rudolf, genannt „Rudl“ gibt, sozusagen der Wolf in diesem Menschen, der, auch wenn er – natürlich – unsichtbar bleibt, dessen dunkler Seite ein Gesicht gibt. Eine schöne Metapher, mit der Hader den Schlüssel liefert, der ins Schloss dieses so schillernden Charakters passt. So irritierend, so brillant!
Weitere Termine:
Am 19. 11. um 20 Uhr im Circus Krone, am 20.11.
um 20 Uhr im Lustspielhaus, 4. und 5. 12., 20 Uhr, im Audimax der LMU (nur noch wenige Restkarten) sowie wieder am 5. und 6. 2. 2022 im Audimax der LMU.