Bei den Manns daheim

von Redaktion

Trauer um die Bestsellerautorin Inge Jens

VON STEPHAN MAURER

Lange stand sie etwas im Schatten ihres Ehemannes Walter Jens, doch schließlich wurde Inge Jens mit Büchern über Thomas Mann und dessen Familie selbst zur Bestsellerautorin. Auch über die schwere Demenz ihres Mannes schrieb sie bewegend. Mit 94 Jahren ist Inge Jens nun in Tübingen gestorben. Nach Angaben ihres Sohnes Christoph Jens schlief sie bereits am Donnerstag friedlich ein.

Die Literaturwissenschaftlerin editierte die Tagebücher Thomas Manns und erwarb sich Ansehen als literarische Kennerin der Familie Mann. Das Buch „Frau Thomas Mann“ (2003), das sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Walter (1923-2013) verfasste, wurde zum Bestseller. Auch die Biografie „Katias Mutter“ (2005) über das Leben von Hedwig Pringsheim fand starke Beachtung, „weil es ein Kapitel der großen, untergegangenen jüdischen Kultur in Deutschland festhielt“, so der Rowohlt Verlag. Zudem veröffentlichte Inge Jens gemeinsam mit ihrem Ehemann Bücher zur Tübinger Stadt- und Universitätsgeschichte.

Geboren wurde sie am 11. Februar 1927 als Inge Puttfarcken in Hamburg. Als junge Frau kam sie zum Studium in die Universitätsstadt Tübingen, wo sie Walter Jens kennenlernte. Sie wurden zu dem prägenden Intellektuellenpaar der Bundesrepublik. Ihre Autobiografie „Unvollständige Erinnerungen“ (2009) und besonders der Bestseller „Langsames Entschwinden – Vom Leben mit einem Demenzkranken“ (2016) legten laut Rowohlt Zeugnis ab von diesem Weg. Einen weiteren Schicksalsschlag erlitt Inge Jens mit dem Tod ihres Sohnes Tilman Jens im Juli 2020.

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