Den Umständen zum Trotz

von Redaktion

Chor und Orchester der KlangVerwaltung boten Bachs Weihnachtsoratorium

VON TOBIAS HELL

Das mit dem Jauchzen und Frohlocken fällt momentan wirklich nicht immer ganz leicht. Gab es doch viele Musikerinnen und Musiker, die den alten Spruch von der „stillen Zeit“ auch in diesem Jahr leider schon wieder wörtlich nehmen mussten. Da ein Advent ohne Johann Sebastian Bach aber für viele eben kein richtiger Advent wäre, ließen es sich Chor und Orchester der KlangVerwaltung dennoch nicht nehmen, ihr traditionelles Weihnachtsoratorium in der Münchner Isarphilharmonie nun zumindest unter reduzierten Bedingungen durchzuziehen.

Kleiner besetzt waren hierbei nicht nur die Sitzreihen im Saal, sondern auch das Podium. Denn anstelle der Audi Jugendchorakademie kam nun ein 24-köpfiges Ensemble zum Einsatz, das zusammen mit dem ebenfalls übersichtlich besetzten Orchester für ein transparentes Klangbild sorgte. Ohne die Möglichkeit, sich in der Masse zu verstecken, waren alle Mitwirkenden so noch einmal extra gefordert – und die Intonation war nicht bei jedem Choreinsatz gleich homogen. Wobei dies definitiv in die Kategorie Jammern auf hohem Niveau einzuordnen ist. Insgesamt hatte Andreas Scholl das Geschehen nämlich meist sicher im Griff.

Der gelernte Countertenor war in jüngerer Vergangenheit bereits das eine oder andere Mal ans Dirigentenpult gewechselt und konnte seine Erfahrung mit den Werken Bachs auch hier gewinnbringend einsetzen. Wobei das historisch informierte Klangideal des Orchesters seiner Interpretation sehr entgegenkam. In Sachen Tempi manchmal zwar ein wenig zu breit und plakativ in den Chorälen,  aber dennoch stets sängerfreundlich. Wobei Scholl ebenfalls auf eine exzellente Continuo-Gruppe bauen konnte, die von Cellistin Anja Lechner angeführt wurde. Dass auch die Damen des Solistenquartetts kurzfristig umbesetzt werden mussten, war so kaum zu spüren. Immerhin hatte man mit Julia Sophie Wagner und Ulrike Malotta zwei ausgewiesene Bach-Spezialistinnen gefunden, die sich stilistisch bestens einfügten. An ihrer Seite war mit Patrick Grahl ein höhensicherer, geschmeidig deklamierender Evangelist zu erleben, während Ludwig Mittelhammer in seinen Arien einen kultivierten Bariton vernehmen ließ. Und ohne den Hoffnungsschimmer dieser Aufführung wäre die Adventszeit tatsächlich nicht komplett gewesen.

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