„Sie hat ihre Träume nicht verwirklicht. Sie hat, was sie als Abfolge von Unfällen sah, aus denen ihr Leben bestand, nicht reparieren können“, schreibt Édouard Louis über seine Mutter Monique. „Die Freiheit einer Frau“ ist das bisher emotionalste Buch des jungen französischen Star-Schriftstellers, dessen Werk stark autobiografisch geprägt ist. Auf kaum 100 Seiten beschreibt er in messerscharfen, berührenden Worten das traurige Leben seiner Mutter, einer Frau aus der Arbeiterklasse, die bescheidene Ambitionen hegte, sich aber durch Fehlentscheidungen die Zukunft verbaute. Sie wird früh schwanger, wählt die falschen Männer und erleidet in ihrer Ehe mit einem Alkoholiker Stumpfsinn, Armut und Gewalt. Sie wird eingeschnürt von einem erstickenden Alltag. Der Sohn schämt sich für seine Mutter, sie schämt sich für sein Schwulsein. Am Ende aber kann sie sich auf wundersame Weise aus ihren Abhängigkeiten befreien. Ein unter die Haut gehendes, viel zu kurzes Buch. sp