Man könnte versuchen, sich die Sache mit den derzeit 25 Prozent erlaubter Zuschauerkapazität irgendwie schönzureden: etwa von Schauspiel in intimer Atmosphäre oder absoluter Exklusivität faseln. Ehrlicherweise ist es aber eher traurig. Nicht nur, dass gerade die privaten Bühnen grundsätzlich Mühe haben, sich bei aller Spielfreude unter diesen Bedingungen über Wasser zu halten – es bleiben die Zuschauer selbst für die wenigen Plätze aus, die verkauft werden dürfen. Die Gründe dafür reichen von grundsätzlicher Corona-Angst über das lästige Organisieren von Testterminen wegen 2G plus bis hin zur Annahme, es werde ohnehin nicht gespielt. Dabei lohnt der Blick in die Spielpläne.
Das Hoftheater von Iris von Zastrow und Stefan Zimmermann im Sendlinger Stemmerhof ist so ein Beispiel: Im Sommer 2021 ambitioniert, mit neuer Lüftungsanlage, eigener Bar und Platz für rund 90 Leute gestartet, wird dort für die erlaubten 25 Zuschauer große Kunst auf kleiner Bühne geboten: Kafka etwa. 13 kurze, fantastische, absurde, ernste und auch komische Erzählungen über Grenzbereiche des Lebens rezitiert der Schweizer Schauspieler Stefan Merki schon am Sonntag. Und wird am Piano begleitet von Stefan Laux mit Stücken von Erik Satie. Urkomisch wird’s mit Karl Valentins „Sturzflüge im Zuschauerraum“ über skurrile Pleiten, Pech und Pannen im Theater. Dem Bläserquartett nämlich fehlt nicht nur der vierte Mann, es ist auch noch zum eigenen Spiel verurteilt! Michael Lerchenberg fungiert hier als Regisseur und Teil der Kapelle neben Moritz Katzmair und Florian Burgmayr. Ende des Monats ist dann TV-Star Ursula Buschhorn in der zauberhaft-romantischen Komödie „Nathalie küsst“ zu erleben. Kultur lohnt sich also – und jetzt erst recht.
Informationen
unter hof.theater.