Überraschende Wende im Fall Kirill Serebrennikow: Der russische Regisseur durfte Russland verlassen und ist zu Proben am Hamburger Thalia Theater eingetroffen. Hinter ihm liegen mehr als vier Jahre striktes Reiseverbot und zahlreiche Produktionen per Zoom und Video in ganz Europa. Seit Montag leitet er die Proben seiner Inszenierung nach Tschechows Erzählung „Der schwarze Mönch“.
Serebrennikow war im Sommer 2017 verhaftet und in Hausarrest gesetzt worden. Das von der Staatsanwaltschaft geforderte Straflager wegen angeblicher Veruntreuung von Geldern wurde beim Prozess im Sommer 2020 in eine dreijährige Bewährungsstrafe mit Ausreiseverbot aus Russland umgewandelt. Jetzt habe er sehr plötzlich die Erlaubnis bekommen, in Hamburg zu arbeiten, teilte das Theater mit.
Serebrennikow sagte laut Mitteilung bei seiner Ankunft am Samstag am Hamburger Flughafen: „Ich bin sehr, sehr froh und glücklich, dass Hamburg die erste europäische Stadt ist, in der ich nach viereinhalb Jahren wieder arbeiten darf! Denn es ist zugleich die letzte Stadt, in der ich vorher gewesen bin. Das fühlt sich sehr gut an!“ Thalia-Intendant Joachim Lux meinte: „Ich freue mich sehr, Kirill Serebrennikow in Hamburg begrüßen zu dürfen. Das ist eine Ermutigung für die Idee der Freiheit und eine Ermutigung auch für die Kunst.“ Er kenne kaum einen Künstler, der mit so großer Menschenfreundlichkeit, innerer Unabhängigkeit und Kompromisslosigkeit für die Freiheit der Kunst brenne und lebe. Die Premiere von „Der schwarze Mönch“ nach einer Erzählung des russischen Autors Anton Tschechow (1860-1904) ist für den 22. Januar geplant. Nach der Premiere in Hamburg will der 52-jährige Serebrennikow wegen eines Filmprojekts nach Moskau zurückkehren.