Liederabende wie diesen dürfte man im Prinzregententheater noch nicht allzu oft erlebt haben. Kein spiegelnd polierter Flügel, der das gleißende Licht der Scheinwerfer reflektiert, kein Kammersänger mit gestärktem Kragen und gebügelten Frackschößen, der gelehnt ans Instrument einen der großen Zyklen vorträgt. Stattdessen machte es sich Countertenor Philippe Jaroussky im schummrigen Halbdunkel auf einem bereitstehenden Barhocker bequem, um gleich zu Beginn eine sanfte Melodie von Francis Poulenc anzustimmen. Feinfühlig und virtuos begleitet von Thibaut Garcia auf der Gitarre. Das Aufeinandertreffen zweier musikalischer Welten. Beide eher Außenseiter im klassischen Konzertbetrieb, wie das Duo bei seinen humorvollen Zwischenmoderationen das eine oder andere Mal betonte. Aber eine Begegnung, die dennoch ganz hervorragend funktionierte.
Und dies nicht nur bei den melancholischen Gesängen eines John Dowland, wo man sich an die Ära der Laute schlagenden Barden erinnert fühlen durfte. Jaroussky und Garcia präsentierten ein ungemein dichtes und zu Herzen gehendes Programm in sieben Sprachen, das Epochen- und Gender-Grenzen bewusst ignorierte. Von „Dido’s Lamento“ aus der Feder von Henry Purcell über katalanisches und brasilianisches Liedgut bis hin zum „Septembre“ der französischen Chansonnière Barbara. Dass sich dies alles nahezu bruchlos zu einer harmonischen Einheit zusammenfügte, war neben den cleveren Arrangements vor allem der stimmlichen Flexibilität Jarousskys zu verdanken, der lediglich bei den häufigen Lagenwechseln des „Erlkönigs“ anfangen musste zu basteln und dieses Experiment vielleicht besser ad acta legen sollte. Denn am Ende ist er weniger der extrovertierte Entertainer, sondern doch eher ein in sich gekehrter Feingeist, der jeder Silbe Bedeutung verleiht. Und somit eine ideale Ergänzung zu Garcia, der die Finger in geradezu atemberaubendem Tempo über die Saiten tanzen ließ und seinen Partner letztlich sogar zu ein paar kleinen Flamenco-Schritten zu animieren wusste.