Das wahre Versprechen klassischer Bibelfilme sind Spektakel, Sex und Gewalt unter fromm-bürgerlicher Tarnung. Allein der Titel „Sodom und Gomorrha“ (1962) legt da die Erwartungslatte hoch. Doch fleischliche Sünde bleibt nur in Vorspann und etwas Ausdruckstanz (Mini-Auftritt der Kessler-Zwillinge!) angedeutet. Auch Gott erscheint nur spät und kurz. Es geht um politische Verführung, um Verrat: Den Kampf der patriarchalischen Agrar-Gesellschaft der Hebräer unter Führung Lots (schwach: Stewart Granger) gegen den kapitalistischen Stadtstaat der Königin Sodoms (Anouk Aimée). Lange nur gekürzt kursierend, zeigt die restaurierte 154 Minuten-Fassung: Trotz Schlachten- und Katastrophen-Gemälde und Mitarbeit Sergio Leones blieb Robert Aldrich („Wiegenlied für eine Leiche“) Spezialist für zwischenmenschliche Grausamkeit und Femmes fatales. wil