Zuletzt war bei Martina Schwarzmann alles „Genau richtig“. Jetzt, mit dem neuen Programm, ist alles „Ganz einfach“. Die Kabarettistin meldet sich nach der Pandemie-Pause zurück und feiert damit am Montag im Münchner Lustspielhaus Premiere. In der Zwischenzeit hat die vierfache Mutter und Landwirtin, 1979 in Fürstenfeldbruck geboren, das Landleben genossen und neues Material für die Bühne gesammelt. Wie sie das zeitlich auf die Reihe bekommt und wie man sich beim Kochen den Stress abgewöhnt, erzählt sie uns im Interview.
Haben Sie die erzwungene Entschleunigung durch den Kultur-Lockdown auch genießen können?
Es hat auf jeden Fall viel Stress rausgenommen, wenn man weiß, dass man nirgends hinmuss. Und ich habe hier am Hof genug zu tun.
Vier Kinder und ein Landwirtschaftsbetrieb: Wie finden Sie die Zeit, an einem Programm zu schreiben?
Das weiß ich auch nicht. Ich frage mich zuerst, wie ich die Zeit dafür finden soll, und dann, wie ich die Zeit gefunden habe. Viel entsteht natürlich nachts, wenn die Kinder im Bett sind, aber auch tagsüber während der Arbeit. Besonders beim Rausreißen von Unkraut. Da habe ich immer meinen Block und einen Stift dabei. Ich singe dann auch ständig vor mich hin.
Schauen die Nachbarn da manchmal komisch?
Zum Glück kann mich da niemand sehen. Aber es hängt natürlich grundsätzlich immer davon ab, wie sehr man sich von anderen beeinflussen lässt. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die auf das Gerede der Leute noch nie etwas gegeben hat.
Das neue Programm heißt „Ganz einfach“. Ist alles so einfach?
Das ist so meine Art, wenn es viel zu tun gibt, wie in den vergangenen zwei, drei Jahren: einfach machen. Manche Menschen machen es sich vielleicht ein wenig zu kompliziert. Wenn ich den Kühlschrank aufmache, dann schaue ich, was da ist und koche daraus etwas. Da muss man nicht so perfektionistisch sein.
Waren Sie während der Pandemie besonders froh, auf dem Land zu leben?
Auf jeden Fall. Das wäre die Horrorvorstellung, mit vier Kindern in einer Stadtwohnung. Hier ist alles einigermaßen normal weitergegangen. In der Landwirtschaft hat sich nicht viel geändert.
Ihre Programme nähren sich immer aus Ihrer Umgebung. Wie ändern sich die Themen?
Es geht nicht mehr so ums Trinken. (Lacht.) Meine Programme entwickeln sich halt so wie mein Leben. Es bleibt typisch Schwarzmann, nur dass es jetzt mehr um Familie und Beziehungen geht. Aber auch um ganz andere Dinge. Etwa ein Lied über Insekten, das entstanden ist, als mich eine Bremse die ganze Zeit während der Arbeit verfolgt hat, oder über einen vertrockneten Frosch, der ewig bei uns auf dem Hof lag.
Was macht ein typisches Schwarzmann-Programm aus?
Es sollte auf jeden Fall zeitlos sein. Deshalb mache ich selten etwas Tagesaktuelles, das dann in ein, zwei Jahren nicht mehr funktioniert. Ich musste mir vor Kurzem alte Programme anschauen, weil ich sie mit Untertitel versehen sollte, und konnte feststellen, dass sie wirklich zeitlos sind.
Hat es Sie nie gereizt, sich auf der Bühne mit Tagespolitik zu beschäftigen?
Nein, die ärgert mich viel zu sehr. Da halte ich mich lieber fern und äußere mich nicht dazu. Es gibt immer Leute, die einen anfeinden. Ich lasse die Menschen lieber rumschimpfen und halte mich raus. Wenn ich mich darüber ärgere, dass zu wenig gegen den Klimawandel unternommen wird, dann gehe ich einfach in den Wald und pflanze selber Bäume. Das bringt, glaube ich, mehr, als auf der Bühne zu schimpfen.
Schärft die Zurückgezogenheit den Blick auf die Gesellschaft?
Man ist auf jeden Fall mehr auf sich selbst konzentriert und nicht so beeinflusst von Zeitungskästen, Infoscreens und Werbetafeln. Ich kann viel eher aussuchen, was ich auf mich einwirken lasse. Ich bin deshalb auch nicht in den Sozialen Netzwerken unterwegs.
Das Gespräch führte Antonio Seidemann.
Premiere
von „Ganz einfach“ ist am 14. Februar, 20 Uhr, im Münchner Lustspielhaus, weitere Termine am 24., 25. und 26. Februar; Karten online unter www.lustspielhaus.de.