Wie Pergolesi es gelang, mit reduziertesten Mitteln (Sopran, Mezzosopran, kleines Orchester) eine der monumentalsten, intensivsten Passionsklagen zu komponieren, das ist eines der größten Wunder der Barockmusik. Dirigent Julien Chauvin riskiert in seiner Aufnahme einen Vergrößerungsschritt: Er präsentiert Marias Lamento unter dem Kreuz in einer anonymen Fassung für Sopran, Mezzosopran und Kinderchor. Das bringt eine zusätzliche, aparte Terrassendynamik, gefährdet aber nicht die feingliedrige Struktur des Stücks. Zumal Chauvin mit seinen Ensembles (manchmal auch zu) behutsam vorgeht und interpretatorisch nichts überreizt. Das gilt ebenso für die stilsicheren Solistinnen Jodie Devos und Adele Charvet, die sich vor stereotypen Klage-Gesten hüten. Dazu passt Haydns 49. Symphonie („La Passione“), vor allem die subtile, nie um Wirkung buhlende Interpretation. th