50 Jahre nach ihrem Debütalbum „Lonesome Crow“ kehren die Scorpions nun zu ihren Ursprüngen zurück und besinnen sich auf ihre Stärken. „Rock Believer“ heißt das neue Werk der Band, die in den Siebzigerjahren von Hannover aus einen Siegeszug um die Welt angetreten hat. „Wir haben so oft gehört: Rock ist tot. Aber das Gegenteil ist der Fall“, betont Sänger Klaus Meine im Interview. „Die Hardrock-Community ist sehr gut am Start. Das sehen wir jedes Mal, wenn wir wieder auf Tour sind. Das Album ist allen ,Rock Believern‘ gewidmet, allen Rockfans“, erklärt der 73-Jährige.
Es finden sich laute, harte und teils düstere Songs mit treibenden Rhythmen und nur wenige Balladen auf dem 19. Studioalbum der Gruppe. Die Hymne „Rock Believer“ lässt sich schon beim ersten Mal mitgrölen. Wer nach zwei Jahren Pandemie daheim die 16 neuen Stücke hört, bekommt Lust darauf, endlich wieder auf Konzerte zu gehen und mit tausenden anderen Menschen zu feiern. „Wir müssen uns nichts beweisen, wir müssen der Welt nichts beweisen“, sagt Meine. „Wir müssen nur uns selbst treu bleiben und das machen, wofür unser Herz schlägt, um die Verbindung zu den Fans herzustellen.“
Ihrem Management zufolge haben die Scorpions weltweit mehr als 120 Millionen Tonträger verkauft. „Rock you like a Hurricane“ und „Still loving you“ zählen zu den größten Hits der Band, die für ihre energiegeladenen Live-Auftritte bekannt ist. Im Video zu „Rock Believer“, das auf Youtube bereits mehr als 1,5 Millionen Klicks hat, sind Ausschnitte aus den Achtzigerjahren zu sehen, als die Scorpions unter anderem vor hunderttausenden Fans in Rio de Janeiro spielten. In Südamerika hat die Band immer noch eine für deutsche Verhältnisse enorm große Anhängerschaft, ebenso in Osteuropa – schließlich hat Klaus Meine mit „Wind of Change“ die wohl bekannteste Hymne zum Fall des Eisernen Vorhangs und Ende des Kalten Krieges geschrieben.
Aufgrund der Pandemie hatten die Musiker jetzt ungewöhnlich lange Zeit, am neuen Album zu tüfteln. Es ist das erste mit dem einstigen Motörhead-Schlagzeuger Mikkey Dee, der vor sechs Jahren bei den Scorpions einstieg. Ursprünglich sollte es in Los Angeles produziert werden, aber wegen der Reisebeschränkungen kam man in den Peppermint Park Studios in Hannover zusammen – quasi ein Heimspiel.
Schon 2018 war die Idee entstanden, mit einer neuen Platte an den Stil des Erfolgsalbums „Blackout“ (1982) anzuknüpfen. Bei den meisten Songs schrieb Meine zunächst die Texte und schickte sie an Gitarrist Rudolf Schenker, der zeitweise in Thailand war und die Musik komponierte.
Viele neue Stücke drehen sich um die Kernbotschaft der Scorpions: „Bury the Undertaker“ (Begrabe den Bestatter) und „Stop the War“ heißt es zum Beispiel in „Peacemaker“. In der Zeit des Mauerfalls hätten sie alle die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft gehabt, erinnert sich Meine. „30 Jahre später reden wir über Krieg in Europa, und viele Menschen haben Angst. Ich hoffe, dass am Ende die Diplomatie siegt und es nicht zum Äußersten kommt.“
Schon im Herbst 2020 tüftelten die Scorpions im Studio an den neuen Titeln. Damals sagte der 73-jährige Schenker: „,Love, Peace and Rock’ n’Roll‘ ist unsere Devise.“ Die Philosophie der Band sei, um die Welt zu reisen, Brücken zu bauen und Menschen mit Musik zu verbinden.
Scorpions:
„Rock Believer“
(Universal).