Radikal neu

von Redaktion

Der Ernst von Siemens Musikpreis geht heuer an die Komponistin Olga Neuwirth

VON CORDULA DIECKMANN

Die österreichische Komponistin Olga Neuwirth erhält in diesem Jahr den internationalen Ernst von Siemens Musikpreis. Die Ernst von Siemens Musikstiftung würdigt die 53-Jährige als „eine der einflussreichsten Komponistinnen ihrer Zeit“, die in ihren Arbeiten feministische Anliegen mit einer multimedialen Praxis verbinde. Dabei schlage sie radikal neue Wege ein und verleihe der zeitgenössischen Musik ein neues Gesicht. Ihre Klangsprache sei schonungslos offen gegenüber anderen Kunstformen wie Film, bildender Kunst oder Literatur, so die Begründung für die Auszeichnung.

Die Komponistin wurde 1968 in Graz geboren und wuchs in einem Dorf in der Steiermark auf – in einer kunstinteressierten Familie, zu der auch der Komponist Gösta Neuwirth, ihr Onkel, zählt. Sie studierte unter anderem Malerei und Film in San Francisco sowie Komposition in Wien. Für Aufsehen sorgte sie 1991 mit zwei satirischen Kurzopern nach Hörspieltexten der späteren Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, mit der sie auch Freundschaft schloss. Zu Neuwirths weiteren Werken zählen etwa die Oper „Lost Highway“ nach dem Film von David Lynch aus dem Jahr 1997 oder das Musiktheater-Stück „Orlando“, das 2019 an der Wiener Staatsoper uraufgeführt wurde. Auch Filmmusik komponierte sie, etwa für Michael Glawoggers Drama „Das Vaterspiel“ nach einem Roman von Josef Haslinger. Olga Neuwirth lehrt seit vergangenem Herbst Komposition an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien.

Der Siemens Musikpreis gehört zu den wichtigsten Ehrungen in der Musikwelt. Die Preisträgerin soll die mit 250 000 Euro dotierte Auszeichnung am 2. Juni in München erhalten. Dabei werden auch die Förderpreise für Komposition verliehen, die mit Preisgeldern von je 35 000 Euro verbunden sind. Der Stiftung zufolge gehen sie an Benjamin Attahir aus Frankreich, Naomi Pinnock aus Großbritannien und Mikel Urquiza aus Spanien. Die Ensemble-Förderpreise gehen an Spoldzielnia Muzyczna aus Krakau und das Londoner Explore Ensemble.

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