Volkslieder, das klingt immer so verdächtig klischeehaft. Dabei wussten große Meister wie Beethoven oder Schostakowitsch genau, was sie an diesem reichen Schatz hatten – um vieles daraus zu veredeln und mit der eigenen Klanglichkeit zu übermalen. Man höre dazu nur die großartige CD „Russian Roots“ mit Sopranistin Katharina Konradi und dem Trio Gaspard. Ein Konzeptalbum, das die (russischen) Wurzeln dieser Werke offenbart, aber auch aufregende Querverbindungen. Warum die Jewish Songs von Mieczyslaw Weinberg oder die in ihrer herben Schlichtheit sehr berührenden Briefe an die Dichterin Rimma Dalos von Sofia Gubaidulina nicht häufiger aufgeführt werden, ist nach Genuss dieser CD nicht zu verstehen. Erstaunlich die Flexibilität, der Farbenreichtum, die technische Finesse und die sprachliche Eloquenz, mit der Katharina Konradi dies alles singt – symbiotisch getragen vom Trio Gaspard. Bis hin zum Zeitpunkt, wenn Worte versagen: zu einer Vocalise Rachmaninows. th