So ein Geldspeicher, wie ihn Onkel Dagobert sein Eigen nennt, wäre manchmal ganz hübsch: Erstens ist der bekanntlich so gut gefüllt, dass man darin schwimmen könnte, zweitens wäre Bargeld stets verfügbar und man müsste – drittens – dafür nicht extra zur Bank. Alfred Heinrich bleibt der Gang zum Geldinstitut nicht erspart, er will seine Gattin zum zehnten Hochzeitstag angemessen überraschen. EC-Karte rein, Betrag und Geheimzahl eingetippt – nur heraus kommt nichts! Seit Tagen geht das nun schon so. Dabei ist das Konto gedeckt, oder?
So beginnt „Die Liebe Geld“, das Vier-Personen-Stück des Österreichers Daniel Glattauer, das heute in der Komödie im Bayerischen Hof Premiere hat. Neben Michael von Au als verzweifeltem Alfred wird die Fernsehschauspielerin Bianca Hein („Soko München“) erstmals auf einer Münchner Bühne zu erleben sein – obwohl sie seit ihrem fünften Lebensjahr Theater spielt und dort ihre Karriere begann. Die 46-Jährige schlüpft in die Rolle der Bankangestellten Tanja Drobesch, die Alfred in schönstem Fachgequatsche vom „Geld auf Geschäftsreise“ erzählt, das deshalb gerade nicht verfügbar sei.
„Wir erzählen auf lustige, manchmal böse, bissige und satirische Weise eine Geschichte darüber, wie man als normaler Mensch plötzlich hilflos der Welt der Banken ausgeliefert sein kann – der Autor hat bei der Entwicklung von Handlung und Personen ganz genau hingeschaut“, erzählt Hein. „Geld ist nun mal leider essenziell, ja existenziell für unser Leben. Daher kann wohl jeder diese Gefühle der Verzweiflung, der Wut, diesen Schweißausbruch nachvollziehen, wenn der Zugang plötzlich verweigert wird – in unserem Fall durch eine scheinbar nicht funktionierende EC-Karte.“
Nun spricht man nicht gern über Geld, zudem ist der Umgang damit nicht jedermann in die Wiege gelegt. Die gebürtige Saarländerin Bianca Hein, die mit ihrer Familie in München lebt, ist ihren Eltern bis heute dankbar für die Erziehung zum bewussten Haushalten: „Sie haben für unsere Ausbildung gesorgt, für anständige Kleidung, dafür dass ich studieren durfte. Aber wenn wir uns etwas außer der Reihe wünschten, mussten wir uns einen Job suchen.“
Als Kind füllte sie ihr Sparschwein mit Auftritten des Kinderchors am Saarländischen Staatstheater. „Wir durften bei ,Figaros Hochzeit‘ oder ,Carmen‘ den Chor unterstützen“, erinnert sie sich lächelnd. „Da gab es pro Abend 50 Mark! Das war unglaublich viel. Bei längeren Auftritten gab es sogar noch einen Aufschlag von 15 Mark.“ Die harte Welt des Geldverdienens lernte sie dann als Teenager kennen: Drei Wochen stand sie täglich acht Stunden auf dem Sankt-Johanner-Markt in Saarbrücken an einem Sonnenbrillenstand: „Ich wollte in den Urlaub und eine Stereoanlage – am Ende konnte ich mir gerade zwei Boxen leisten“, lacht sie. „Eine irre Erfahrung!“ Und eine Erkenntnis, die sie ihren eigenen Kindern vermitteln möchte: „Sie sollen wissen, woher das Geld kommt und wie wichtig Sparen ist.“
Die Fähigkeit zum Haushalten hat Hein in der Pandemie genützt. „Als freischaffende Schauspielerin überlegt man sich zwangsläufig immer, wofür man sein Geld ausgibt. Es gibt gute Zeiten, in denen ich für die weniger guten Zeiten zurücklege.“ So konnte sie auch die Kinder beim Homeschooling betreuen und mit ihnen die Lockdown-bedingte Isolation durchstehen. „Ich habe die Zeit auch als eine Art kreative Pause wahrgenommen – das war wichtig für mich, weil vieles gesackt und zur Ruhe gekommen ist, sodass ich voller Kraft in ein neues Projekt gehen konnte.“ Ein Luxus, wie Bianca Hein natürlich weiß und sich gleichzeitig fragt, wie wohl Alleinerziehende oder Schichtarbeiter diese Ausnahmezeit gewuppt haben. Sie kenne auch andere Schicksale von Kollegen und deren existenziellen Nöte. „Die meisten Schauspieler sind sich nicht dafür zu schade, zu kellnern oder andere Jobs anzunehmen. Aber das war ja zum Teil unmöglich.“ Eine Situation, die sich nur zögerlich bessert. „Denn nach wie vor ist es unter uns Kollegen spürbar, dass die Auslastung – auch an Theatern – noch nicht wieder bei 100 Prozent liegt.“
Apropos Theater: Noch immer sind nur 75 Prozent Zuschauer erlaubt. Bianca Hein ist nun gespannt, ob sich das fehlende Viertel für sie auf der Bühne bemerkbar macht. Sie freut sich jedenfalls sehr auf das Münchner Publikum: „Ich habe beim ,Soko‘-Dreh in München oft Komödien-Plakate mit Kollegen gesehen, mit denen ich gearbeitet hatte. Nun bin ich selbst dabei, und es ist mir eine Ehre und große Freude.“ Schlussendlich braucht jeder Schauspieler seinen verdienten Lohn: den tosenden Applaus. Denn Geld ist zwar wichtig, doch das allein macht eben nicht glücklich. Schließlich sind wir ja keine Dagobert Ducks.
Premiere
ist heute um 19.30 Uhr; weitere Informationen und Karten online unter www.komoedie-muenchen.de.