Das schonungslose Buch von Wolfgang Ambros

von Redaktion

Im Buch „A Mensch möcht i bleib’n“ (edition a, 208 Seiten; 24 Euro), das nach einem seiner bekanntesten Lieder benannt ist, schont Wolfgang Ambros niemanden – und schon gar nicht sich selbst. Die einstige Lichtgestalt des Austropop, die die letzten Jahre in der Finsternis verbracht hat, spart mit Kapitelüberschriften wie „Kaputt“, „Stumm“, „Strafe“, „Grau“ oder „Menschheitssühne“ nichts aus. Das liest sich streckenweise erschütternd, dann wieder schwarzhumorig und oft spannend wie ein Krimi. Genau genommen hat der große alte Liedermacher für seine Fans damit ein neues Album erschaffen – nur ohne Lieder und zwischen zwei Buchdeckeln. Der Ambros schreibt so ungeschminkt über Drogen, Frauen, Tragödien und seine verko(r)ksten Stimmbänder, dass man vermuten mag: Wilder ist es im Leben von Keith Richards auch nicht zugegangen. Viele Wunden im Leben sind mittlerweile verheilt, zum Beispiel der Motorboot-Unfall 1986 in Griechenland, bei dem ein Freund stirbt. Den Prostatakrebs hat er 2007 auch überlebt. Manches dagegen wird nie mehr heilen – vor allem die Trennung von seiner einstigen Lebensgefährtin aus Freising, deren Namen er im Buch nicht einmal mehr nennen mag. Sie hat den Schwerkranken verlassen mit den gemeinsamen Zwillingen Rosalie und Sebastian: „Ich sehe dir sicher nicht beim Sterben zu.“ Am Ende beschäftigt ihn vor allem eine Frage: „Wenn dir das Leben zuerst alles, wirklich alles, in den Schoß legt, nimmt es dir dann ab einem bestimmten Punkt auch alles wieder weg?“  jh

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