Ein kolossaler Fächer aus Beton, Stahl und Glas liegt am Wüstenhang, auf dem Plateau dahinter die Pyramiden von Gizeh. Das Große Ägyptische Museum nimmt Form an, schon jetzt lässt sich ahnen, wie Schülergruppen und Touristen sich auf dem Vorplatz neben Palmen tummeln werden. Zehn Jahre nach Start der Bauarbeiten bleibt nur die Frage: Wann wird es eröffnet?
Im Grunde fehlten nur ein paar letzte Schritte, teilte das Antikenministerium kürzlich mit. Strukturarbeiten, Lichthof und die große Freitreppe seien fertig, die Innenarmaturen „zu 99,8 Prozent“ und Außenbereiche „zu 98 Prozent“. Das GEM, wie es abgekürzt heißt, soll mit einer Sammlung von 100 000 Artefakten und einer Grundstücksfläche, die 70 Fußballfeldern entspricht, das weltweit größte Museum werden, das einer einzigen Zivilisation gewidmet ist. Doch schleichend hat sich der Louvre für antike Schätze zur Dauerbaustelle verwandelt.
Vor zehn Jahren wurde der Start der Bauarbeiten gefeiert. Ein Eröffnungstermin stehe noch nicht fest, heißt es in Kairo. Neben der Pandemie sorgten die Revolution und politische Umbrüche ab 2011 für Verzögerungen. Dazu kam Geldmangel während der Wirtschaftsflaute. Die Kosten stiegen laut Berichten inzwischen auf umgerechnet mehr als 900 Millionen Euro und damit auf rund doppelt so viel als zunächst angesetzt. Besonderer Höhepunkt: Der Grabschatz des Pharaos Tutanchamun aus dem Tal der Könige, der erstmals vollständig zu sehen sein wird. Am 4. November jährt sich die Entdeckung seiner Grabkammer zum 100. Mal. Eine Eröffnung des GEM an diesem Tag, sagte Ägyptologe Zahi Hawass vor einigen Monaten, wäre „ein Weltereignis“. dpa